Mit Verlaub, aber der Ansicht des Kommentators ist schlicht eine abolute Weltfremdheit zu attestieren. Nur wer selbst nicht
verstanden hat, worum es bei solchen Bewertungsportalen wirklich geht, kann so schreiben.
Wer sich mit der Realität derartiger Angebote auseinandersetzt, merkt schnell: Schüler und Studierende nutzen das Angebot
sicherlich ganz eifrig, aber meist aus ganz anderen Absichten als gemeinhin vorgegeben. Beispielsweise um sich schlichtweg
Luft zu machen (und nicht jemandem Dritten eine Orientierung zu bieten), um ein Gemeinschaftsgefühl herzustellen (ich bin mit
meiner Meinung nicht alleine) oder einfach, um sich schon vorab mit Vorurteilen zu versorgen.
Alles zugegeben nicht wirklich schlimme Dinge, aber eben auch nichts wirklich Aufklärendes und Sinnstiftendes, was die
Befürworter solcher Portale ja gerne behaupten. Im Übrigen sei daran erinnert, dass die Wahlmöglichkeiten dieser Zielgruppe
in der Realität (leider/zum Glück?) recht eingeschränkt sind. Wer kann schon alle Klassenlehrer/Profs abwählen, die ihm/ihr
nicht passen?
Auch sei daran erinnert, dass es diese Art 'Meinungsfreiheit' auch früher schon an den jeweiligen Institutionen gegeben hat
und sich diese auch via Flurfunk einen entsprechenden Wikungskreis verschafft hat. Man wusste, wer die Guten und wer die
Schlechteren sind. Dafür hätte es das Internet nicht gebraucht.
Richtig interessant aber sind die Votings in solchen Portalen für eine andere Nutzergruppe. Und wenn man mit offenen Ohren
durch die Welt läuft, merkt man schnell, dass die Haupt-Nutzergruppen solcher Portale in der Regel eher Bekannte, Freunde,
Kollegen, Chefs und Personaler sind, die einen diebischen Spaß dabei entwickeln, vor Bewerbungs-/Jahresgesprächen oder
gemeinsamen Grillfesten erst einmal die neuesten Noten abzurufen. Zugute kommt ihnen dabei, dass sich immer noch v.a. die
Unzufriedenen Luft machen, was den Unterhaltungswert der Nachricht erhöht.
Und so kann man als Betroffener sicher sein, dass in seinem Umfeld, egal wo man gerde ist, immer alle bestens informiert
darüber sind, was Vereinzelte Frustrierte, Gelangweilte oder Tratschsüchtige meinen über einen verbreiten zu müssen.
Und da das ja bald auch für andere gilt (z.B. Ärzte), freuen wir uns auf eine Welt, in der bald jeder nur noch jeden
bewertet, was ja in jedem Fall einfacher ist, als sich selbst mit den jeweil verschiedenen und komplexen Persönlichkeiten
auseinanderzusetzen.
In diesem Sinne freue ich mich dann auch auf ein Journalistenportal, in dem jeder Beliebige die journalistische Kompetenz
sowie die Coolness und den Witz von Redakteuren und deren Beiträgen bewerten darf. Und auf dem endlich auch mal Freunde und
Bekannten regelmäßig nachlesen können, wer gerade was inkompetent oder unccol fand fand.
Nein, ganz ehrlich: Lasst uns damit aufhören, mit einer Welt, in der wir immer mehr Zeit darauf verwenden, uns alle
gegenseitig zu casten und zu voten.
Auch sei nochmals daran erinnert, dass es natürlich auch unter Lehrern, wie auch unter Polizisten, Richtern,
Krankenschwestern, Ärzten und auch Journalisten immer nur einen kleinen Prozentsatz von 'Top-Performenr' gibt, während der
Rest fehlbare Menschen sind, die nicht dadurch täglich besser werden, weil man schlecht über Sie spricht.
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken