Kommentar (siehe S. 22): Opfer und Qualen
■ Wo bleibt endlich die Entschädigung?
Mehr als 50 Jahre später kommen 19 von ihnen zurück. 19 ehemalige Zwangsarbeiter, die in die Stadt ihrer Qualen zurückkehren. Zum ersten Mal wurde eine Gruppe ehemaliger Ostarbeiter vom Senat eingeladen. 50 Jahre danach. Endlich.
Die Initiative vom Leiter des Staatsarchivs, Hartmut Müller, ist lobenswert. Aber sie kommt spät. Vor zehn Jahren hatten die Grünen schon einmal einen Antrag gestellt. Aber erst losgetreten durch die Diskussionen um Entschädigungsgelder wollte man auch in Bremen „ein Zeichen setzen“. Das einte sogar die Fraktionen in der Bürgerschaft, die einmütig den Hilfsfonds begrüßten. Aber die Idee kommt von einer Privatperson und nicht von der Stadt, die die Zwangsarbeiter eigentlich beschäftigt hatte.
Persönliche Kontakte durch die Einladung nach Bremen sind zwar wichtig, doch es muss mehr geben. Für die ehemaligen Zwangsarbeiter wird es schwierig, überhaupt Entschädigungen zu bekommen. Viele Betriebe, die aus der Zwangsarbeit Profit schlugen, existieren heute nicht mehr. Unterlagen gibt es kaum noch. Entschädigungen kann der Bremer Hilfsfonds nicht leisten.
Da liegt die Verantwortlichkeit an anderer höchster Stelle: Die Bundesregierung und die Industrie müssen die Zwangsarbeiter gemeinsam auszahlen. Schließlich und endlich und unbürokratisch.
Dorothee Krumpipe
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