Kommentar des polnischen Innenministers: Ende der Grenzkontrollen
Ab Freitag gibt es zwischen neun weiteren EU-Ländern keine Grenzkontrollen mehr, darunter Polen. Das haben wir auch den Deutschen zu verdanken.
D as Jahr 2007 geht aus mindestens zwei Gründen in die Geschichte der Europäischen Union ein. Erstens wegen der Unterzeichnung des EU-Reformvertrags in Lissabon vor einigen Tagen. Zweitens wegen des Wegfalls der Grenzkontrollen zwischen neun weiteren EU-Mitgliedern am 21. Dezember.
GRZEGORZ SCHETYNA ist der neue polnische Innenminister.
Aus Meinungsumfragen unter EU-Bürgern geht hervor, dass sie die Reisefreiheit ohne Grenzkontrollen am meisten schätzen und zu den größten Vorteilen der europäischen Integration zählen. Auf der anderen Seite wollen sie aber auch nicht auf ihre Sicherheit verzichten. Über Jahre hinweg hat das Schengen-System diese beiden Werte hervorragend miteinander verknüpfen können: Reisefreiheit und Sicherheit. Schon in den nächsten Tagen, wenn wir über die Feiertage zu unseren Familien fahren oder auch nur zum Einkaufen über die Grenze wollen, werden wir dies spüren können.
Während des gesamten Vorbereitungsprozesses auf das Schengen-System konnte Polen besonders auf die Unterstützung und den guten Rat seines Nachbarn Deutschland zählen. Dafür sind wir den Deutschen dankbar. Das in der Praxis gewonnene Wissen stellt einen zusätzlichen Wert für uns dar, und wir möchten es nun auch einsetzen - an den Außengrenzen der EU, die uns von Russland, Weißrussland und der Ukraine trennen. Auch hier bauen wir auf die weitere Unterstützung durch die Deutschen.
All dies ist möglich, weil wir uns darüber einig sind, dass Sicherheit unteilbar ist und wir gleichermaßen - die Deutschen wie die Polen - daran interessiert sind. Ebenso wie an engen Kontakten ohne Barrieren. Wir hören aber auch aufmerksam zu, wenn wir von den Ängsten hören, die mit der Aufhebung der Grenzkontrollen verbunden sind.
Der Traum von einem Europa ohne Grenzen geht in Erfüllung. Insbesondere für die Generationen, die über Jahre hinweg durch den Eisernen Vorhang und die kommunistische Unterdrückung getrennt waren, ist dies ein großes Fest. Jetzt werden wir zu Hause Weihnachten feiern und das Gefühl genießen, in einer besseren Welt zu leben.
Übersetzt aus dem Polnischen von Gabriele Lesser.
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