Kommentar: Wowereits Einsatz fürs Tacheles: Nur dafür sein ist noch keine Politik
Wer sich für Kultur einsetzt, sollte sein Engagement inhaltlich begründen und auf Worte auch Taten folgen lassen.
Da hat sich der Regierende Bürgermeister ja richtig aus dem Fenster gelehnt: Die Räumung des Tacheles müsse "bekämpft" werden, man dürfe die Kunst nicht einfach "plattmachen", forderte Klaus Wowereit im Kulturausschuss. Starke Worte. Aber was folgt daraus?
Zur Erinnerung: Schon einmal hatte sich der Regierende öffentlich für die Erhaltung eines Alternativprojekts in Mitte eingesetzt. Der "Umsonstladen" in der Brunnenstraße wurde 2009 trotzdem geräumt. Besonders große Hoffnungen in Klaus Wowereits Solidarität sollten die KünstlerInnen des Tacheles daher lieber nicht setzen. Symbolische Unterstützung ist gut für die Betroffenen und gehört durchaus zu den Aufgaben eines Kultursenators. Doch Wowereit ist bekannt dafür, es gern beim Symbolischen zu belassen. So auch im Fall der beiden Ku- dammbühnen, die er stets unterstützt hatte. Nun schiebt er die konkrete Verantwortung für deren Rettung dem Bezirksamt Charlottenburg zu.
Wowereit lässt keine Gelegenheit aus, die Wichtigkeit von Berlins "Kreativindustrie" zu betonen. Wenn aber Kunst, Musik und Nachtleben so entscheidend sind für die Stadt, brauchen sie echte Unterstützung. Und die erschöpft sich nicht darin, das gut zu finden, was in jedem Reiseführer steht. Das Tacheles mag eine Touristenattraktion sein, kulturelle Avantgarde ist es schon lange nicht mehr. Wer sich für Kultur einsetzt, sollte sein Engagement inhaltlich begründen und auf Worte auch Taten folgen lassen. Ganz konkret gälte es jetzt, der Clubkultur beizustehen, die durch lärmempfindliche Anwohnern bedroht wird.
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