piwik no script img

Kommentar WohnungsleerstandZu Recht Alarm ausgelöst

Kommentar von Kai von Appen

Angesichts der Wohnungsnot in Hamburg ist Wohnungsleerstand nicht akzeptabel, aber Hamburgs Bezirke tun sich schwer, dagegen vorzugehen.

K aum zu glauben: Wer die Susannenstraße im Schanzenviertel hinauf geht, kommt gleich an mehreren Objekten vorbei, aus denen der Leerstand geradewegs ins Auge sticht. Und das in einem Viertel, das zu den begehrtesten Wohnquartieren der Stadt gehört - bei jenen, die es sich noch leisten können und gegen die Ballermann-Atmosphäre im Sommer resistent sind.

Was der Immobilienbesitzer Ernst-August Landschulze im Schilde führt - darüber kann nur spekuliert werden. Einerseits baut er eine im Krieg zerbombte Haushälfte des Eckhauses Juliusstraße/Schulterblatt akribisch nach den Originalvorlagen wieder auf, gleichzeitig versucht er die MieterInnen des alten Komplexes vor die Tür zu setzen und hat hier seit vier Jahren eine Dauerbaustelle eingerichtet. Nur wenige Meter entfernt steht das rechte Hinterhaus eines Komplexes seit zehn Jahren komplett leer. Das passt alles nicht zusammen.

Mieter helfen Mietern hat nun Alarm geschlagen und die Bezirksbehörden zum Einschreiten aufgefordert. Doch die tun sich offensichtlich schwer. Einerseits wollen sie vom Leerstand gar nichts gewusst haben, anderseits seien die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum schnellen Einschreiten schlecht. Doch angesichts der Wohnungsnot in Hamburg ist Leerstand nicht akzeptabel, behördliches Handeln also angesagt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Hamburg-Redakteur
Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • F
    Fairmieter

    Laut offizieller Meinung gibt es in Hamburg seit zehn Jahren keine Wohnungsnot mehr. Prozesse wegen Mietwuchers laufen daher auch ins Leere.