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Kommentar Wohnungsbau in JerusalemWo sich alles entscheidet

Kommentar von Susanne Knaul

Zwei Staaten, unter Umständen ja, Jerusalem als Doppelhauptstadt niemals. Doch das ist Utopie – jedenfalls, wenn man die Palästinenser fragt.

D er Streit um den Status von Jerusalem ist bald 65 Jahre alt. Mit ihm entscheidet sich die Zukunft der gesamten Region. Ist erst einmal eine Lösung für die "ewig ungeteilte Hauptstadt", die Jerusalem für die Israelis ist, gefunden, bleiben nur noch "Peanuts". Doch so weit ist es noch nicht, wie der neue Konflikt über 900 Wohnungen im Osten der Stadt beweist.

In Jerusalem herrscht Wohnungsmangel. Noch stärker als in der Küstenregion steigen die Grundstücks- und Hauspreise rapide an. Denn das überwiegend konservative und religiöse Jerusalem wächst rascher. Die Entscheidung, 900 neue Wohnungen zu bauen, folgte somit einer innenpolitischen Notwendigkeit. Die Reaktionen im Ausland wurden dafür in Kauf genommen. Sie waren nicht das Ziel.

Die israelische Regierung möchte gern Frieden machen, allerdings nur, wenn das ohne Kompromisse in Jerusalem möglich ist: Zwei Staaten, unter Umständen ja, Jerusalem als Doppelhauptstadt niemals. Doch das ist Utopie – jedenfalls wenn man die Palästinenser fragt, die deshalb mehr und mehr über die Ein-Staaten-Lösung nachzudenken beginnen.

Bild: taz

Susanne Knaul ist Israel-Korresponentin der taz.

Auch die palästinensische Bevölkerung wächst, nur mangelt es ihr an einer Lobby. Abhilfe zu schaffen ist Regierung und Stadtverwaltung deutlich weniger dringlich. Ungeachtet gegensätzlicher Versprechungen aus dem Rathaus, bleiben die nötigen Baugenehmigungen aus.

Was sich den jungen palästinensischen Familien als Alternative bietet, wäre logischerweise der Umzug in die Siedlungen, was theoretisch möglich ist, da laut Rathaus jeder wohnen kann, wo er will. Für das offiziell noch immer von der palästinensischen Führung verfolgte Ziel der Teilung der Stadt und der Zwei-Staaten-Lösung wäre eine solche Entwicklung hingegen fatal.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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4 Kommentare

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  • HK
    Hannes Küper

    Die Zeit der großen Reden müßte langsam vorbei sein. Seit 40 Jahren sind sich alle einig, dass ein Palästina in den Grenzen von 1967 entstehen soll mit Ostjerusalem als Hauptstadt. Seit 60 Jahren fehlt ein Palästina, welches als Kehrseite des einseitig ausgerufenen Staats Israel laut Uno Resolution 181 entstehen sollte. Immer wieder schafft Israel illegale Tatsachen. Immer wieder sind alle nur empört, ohne den schwächeren Palästinensern zu helfen. Boykottiert die Waren der Siedler jetzt! Keine finanziellen und militärischen Hilfen für das Regime Netanjahu! Unterstützt die einseitige Ausrufung eines Palästinas in den versprochenen Grenzen! Helft den Palästinensern gegen Übergriffe der Siedler oder des israelischen Militärs. Wenn nötig, mit Blauhelmen oder Natoverbänden. Sonst laßt eben eine ethische Vernichtung zu (gegen die Palis). Dieses heuchlerische Gelaber sollte endlich aufhören.

  • CR
    christine rölke-sommer

    ist der vorschlag, junge palästinensische familien sollten in siedlungen (mit oder ohne siedler?) ziehen, ernst gemeint?

     

    sicherlich, wenn diese graue theorie (theorie?) wirklichkeit würde, dann ... wäre die region Israel in Palästina wahrscheinlich der lösung "ein säkularer (von mir aus auch laizistischer) staat für alle" (von mir aus von Dan bis Beersheva) näher.

    aber wenn ich mir angucke, was ich sonst zu der frage in der taz lesen kann, dann war der vorschlag ja wohl nicht so gemeint. oder doch?

  • M
    Martin

    'Die israelische Regierung möchte Frieden machen', schreiben Sie, aber nicht, mit wem. Mit den in den Ruinen von Gaza vegetierenden Obdachlosen, denen man mit den hebräischen Hausaufschriften 'Tod den Arabern' den Völkermord androht, oder mit den in einer Landschaft von Mauern eingezäunten Bewohnern des Westjordanland, denen Israel laut Amnesty International sogar das Wasser abdreht? Mit den in Ostjerusalem zum Teil mit Polizeigewalt aus ihren Häusern vertrieben Palästinensern? Die ja, Ihren Meinung nach, 'theoretisch' in die neuen Siedlungen einziehen könnten? Sind Sie denn auch schon einmal irgendwo 'theoretisch' eingezogen? Und wieso dürfen Palästinenser dort nur theoretisch einziehen?

  • B
    Beobachter

    Sie wissen doch ganz genau, dass die Siedlungen ausschließlich für Juden vorgesehen sind!

     

    Was soll also diese Augenwischerei, dass die Palästinenser in Ihrem Land Niederlassungsfreiheit hätten?

     

    Sagen Sie doch einfach, dass Sie vehemente -wenn auch sicher nicht mit Likud sympathisierende - Zionistin sind.

     

    Ostjerusalem und Westjordanland sind nach ALLEN internationalen Regeln ILLEGAL nach 1967 besiedelt worden, d.h. JEDER SIEDLER DORT IST KOLONIALIST UND ILLEGAL. NUR ISRAELIS UND DEREN UNTERSTÜTZER WIE SIE SEHEN DAS ANDERS.

     

    Israel hat genug Land, das es besiedeln kann, laßt den Palästinensern wenigstens diesen kleinen Rest von Palästina! ODER:

     

    EIN BÜRGER EINE STIMME. WENN ISRAEL SEINE KRIEGSBEUTE VON 1967 NICHT RAUSRÜCKT, DANN SOLL ES SICH GEFÄLLIGST AUCH UM DESSEN EINWOHNER KÜMMERN UND DIE BÜRGERRECHTE GEBEN.

     

    DAS WÄRE EIN ECHT DEMOKRATISCHER STAAT IN NAHOST!