Kommentar Walsterben: Habecks neue Prosa
Habecks Beschwichtigungsrhetorikerinnert an jene alte Leier, die andere bei Bedenken gegen Großinvestitionen anschlugen
B eunruhigend ist das Schweinswalsterben in Schleswig-Holstein. Aber noch beunruhigender ist die defensive Haltung, die das Umweltministerium des Grünen Robert Habeck einnimmt, wenn’s um das Thema geht: Dass die Funde „hochgejazzt“ seien und die Tiere sich möglicherweise zum Sterben aus der nördlichen Nordsee südwärts verlagert hätten, erfährt man. Vielleicht sind sie ja auch verwandelte Schwäne und vom Himmel gefallen.
Nein, Robert Habeck erzählt keine Märchen mehr, wie früher, als er die Grünen-Wahlbroschüre mit frei erfundenen Figuren aufpeppte. Dafür erinnert die Beschwichtigungsrhetorik seines Umweltministeriums aber ganz vehement an jene alte Leier, die andere bei Bedenken gegen Großinvestitionen einst anschlugen. Bei der Endlagersuche zum Beispiel.
Nun sind die Gefahren der Atom- und der Windkraft kaum vergleichbar. Nur: Die Offshore-Ausbauprogramme sind gesellschaftlich vor allem ein Rettungsschirm für in Not geratene Atomstromanbieter. Den sollte man höchstens aufspannen, wenn auch die Öko-Bilanz stimmt. Das findet aber nur raus, wer Zweifel zulässt – und auf ihre Risiken schaut. Das erfordert, die Warnungen der Walschützer ernst zu nehmen, die anders als Greenpeace nicht vorhaben, an Meeres-Windparks mitzuverdienen. Denn sonst entpuppt sich der Green New Deal am Ende bloß als das alte dreckige Geschäft – in neuer Verkleidung.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!