Kommentar Wahl in Angola: Die Stunde der Entwicklungsdiktatoren
Angolas Regierungspartei hat die Wahlen gewonnen, weil sie das chinesiche Modell verfolgte.
Dominic Johnson ist Afrika-Redakteur im Auslandsressort der taz.
Der hohe Sieg der Regierungspartei bei Angolas Parlamentswahlen kommt nicht überraschend. Überraschend wäre es gewesen, wenn die einstige sozialistische Einheitspartei MPLA, die Angola 1975 zur Unabhängigkeit führte und danach fast drei Jahrzehnte Krieg überstand, auch nur in die Nähe einer Wahlniederlage gekommen wäre. Denn Sieger in afrikanischen Bürgerkriegen setzen sich meist auch an der Wahlurne durch.
Für Regierungen, die schon im militärischen Kampf Stärke gezeigt haben, ist es oft ein Leichtes, das Volk auch bei Wahlen hinter sich zu scharen. Was sich am vergangenen Wochenende in Angola abgespielt hat, wird sich deshalb in einer Woche wohl wieder in Ruanda wiederholen. So war es bereits in vielen anderen afrikanischen Ländern wie Kongo-Brazzaville, Sierra Leone, Äthiopien, Mosambik. Und so war es vor langer Zeit, nach dem Ende eines Befreiungskrieges, auch in Namibia, Simbabwe oder Uganda der Fall.
Der Bonus hält allerdings nicht ewig vor. Wenn die einmal demokratisch legitimierten Alleinherrscher die Erwartungen der Bevölkerungen an Frieden, Aufbau und Aufschwung nicht erfüllen, werden sie entweder später an der Wahlurne abgestraft - so war es jüngst in Sierra Leone. Oder sie müssen zu immer repressiveren Mitteln greifen, um das Volk ruhig zu stellen - das hat sich in Äthiopien und vor allem in Simbabwe gezeigt.
Mosambik, Ruanda und Angola liefern nun den Beweis, dass eine sichtbare Modernisierung der Gesellschaft durch eine Staatsmacht, die im Frieden ähnlich autoritär agiert wie im Krieg, von einer Mehrheit der Bevölkerung mangels Alternative als das kleinere Übel akzeptiert werden kann. Die Ölmilliarden, mit denen Angolas Regierung ihr Volk überschütten kann, erleichtern dies besonders. So schlägt in Afrika jetzt die Stunde der Entwicklungsdiktatoren - umso mehr, als das Modell China in Afrika immer attraktiver erscheint. Gemessen werden auch sie über kurz oder lang daran, ob sie ihre Versprechen erfüllen. Und ob sie, falls es nicht klappt, wieder gehen. Diese Probe bestehen allerdings die wenigsten. DOMINIC JOHNSON
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