Kommentar Vorwahlen USA: Santorum siegt, die Partei verliert
Die Vorwahlen in Mississippi und Alabama zeigen: Die Republikaner werden einen Kandidaten ins Rennen schicken, von dem die eigene Partei nicht überzeugt ist.
D ie Selbstzerstörung der US-Republikaner geht weiter. Die klaren Siege des konservativ-katholischen Rick Santorum bei den Vorwahlen in Mississippi und Alabama bestätigen: Das Wahlverhalten der republikanischen Basis hat sich kein Stück verändert. Frontrunner Mitt Romney ist bis heute nicht in der Lage, die konservativen Teile der Basis einzufangen.
Zu diesem Zeitpunkt ist seine deutliche Niederlage in den beiden Südstaaten besonders niederschmetternd: Auch innerhalb der Partei wächst ja der Wunsch, endlich einen klaren Sieger zu benennen, der es im November mit Barack Obama aufnehmen kann.
Dass sie trotzdem für Rick Santorum stimmen, der rein rechnerisch kaum noch Chancen hat, eine Mehrheit der Delegierten hinter sich zu bekommen, und dass selbst Newt Gingrich, dessen Aussichten noch düsterer sind, im Süden klar vor Romney liegt, lässt dessen Möglichkeiten noch schlechter erscheinen - selbst wenn es mathematisch kaum einem anderen Kandidaten gelingen kann, Romneys Vorsprung bei den Delegierten aufzuholen.
Aber auch für Gingrich ist dieser Dienstag ein schlechter Tag. Immerhin ging es für ihn darum, seinen Anspruch zu untermauern, dass er und nicht Santorum der führende Anti-Romney sei. Daraus wurde nichts. Erneut hängt sein Verbleiben im Rennen praktisch ausschließlich am Willen seines Hauptsponsors, ein Casino-Besitzer aus Nevada.
ist Redakteur im Auslandsressort der taz und zuständig für die Amerika-Berichterstattung.
Bleibt Gingrich dabei, kann er höchstens eines bewirken: dass überhaupt niemand die nötige Zahl an Delegierten bekommt und die Nominierung im Vorfeld des Parteitages ausgehandelt werden muss. Der Druck auf Gingrich, endlich aufzugeben, wächst, aber sein Ego könnte so einer Entscheidung im Sinne der Partei im Wege stehen.
Die Republikaner, das ist das erneut untermauerte Ergebnis dieses Vorwahldienstags, werden mit einem Kandidaten ins Rennen gehen, von dem nicht einmal die eigene Partei überzeugt ist. Gute Nachrichten für die Demokraten von Barack Obama.
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