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Kommentar Vorurteile in EuropaKontinent der Angst

Kommentar von Philipp Gessler

Die Angst vor dem Feind früherer Jahrhunderte, dem Islam: Europa ist aufgefordert, die Furcht vor Muslimen so ernsthaft zu bekämpfen wie den Antisemitismus.

D ie Studie zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in Europa ist ein Meilenstein der internationalen Vorurteilsforschung. Das aber ist schon die einzige gute Nachricht, die sich mit dieser Untersuchung verbindet. Der Rest wäre Schweigen - wenn das nicht die völlig falsche Reaktion wäre. Denn die Ergebnisse der Studie sind für den Alten Kontinent so traurig wie aufrüttelnd.

Europa, dieses faszinierende Konglomerat ganz unterschiedlicher Kulturen, ist nicht per se tolerant, im Gegenteil. Der Kontinent scheint sich vielmehr zu vereinen in Angst: Angst vor dem Fremden und dem Neuem. Und Angst vor dem Feind früherer Jahrhunderte, dem Islam.

Bei keinem anderen Vorurteilskomplex sind die Zahlen der einzelnen Staaten so einheitlich wie bei der Furcht vor den Muslimen. Und bei fast keinem anderen auch so hoch. Europa ist aufgefordert, dieses Vorurteil so ernsthaft zu bekämpfen wie den Antisemitismus - bei dem die Zahlen meist niedriger, aber auch alarmierend sind: auf dass die fortschreitende Einigung des Okzident nicht im Kontrast zum Orient entstehe.

Zugleich zeigt die Studie: Je älter und stärker die demokratische Tradition eines Staates ist, desto geringer sind im Schnitt die Vorurteile in der Bevölkerung - die Niederlande und Großbritannien sind Beispiele dafür. Allerdings zeigen beide Staaten auch, dass besondere nationale Diskurse bei manchen Fragen, etwa in Sachen Zuwanderung oder gemischte Wohngebiete, zu hohen Ausschlägen führen können.

Das belegt: Demokratie ist zwar ein gutes Mittel gegen die Angst vor dem Fremden, aber nie eine Gewähr gegen Ressentiments. Ihre Abwehrkraft gegen Vorurteile muss von jeder Generation und bei jeder nationalen Debatte neu erprobt und gestählt werden. Keine Gesellschaft kann sich auf einem hohen Maß von Toleranz ausruhen.

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14 Kommentare

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  • P
    Populus

    Wieso immer heisst es immer "Angst vor dem Islam?" Ich habe gar keine Angst. Ich sehe ihn als einen negativen Einfluss für die Freiheit unserer Gesellschaft. Das ist alles. Und warum ist immer pauschal die Rede von Vorurteilen? Das Wort Vorurteil unterstellt unwissen. Ich aber weiss sehr wohl wovon ich rede, wenn ich sage, ich persönlich lehne den Islam ab.

     

    Eine Studie, die als Ursache für die erhobenen Antworten der Teilnehmer pauschal einen Grund unterstellt, hat sich als unwissenschaftlich selbst disqualifiziert.

  • O
    ole

    @vic

     

    Ganz großes Kino.

     

    Bei dir ist es wieder einmal so: Die BRD mit der fremdenfeindlichen Michel-Bevölkerung, den hasspredigenden Medien und den rechten Bürgermeistern ist an ALLEM schuld und die armen, toleranten Muslime können nichts, aber auch nichts dafür.

     

    Ich wollte dich schon immer mal fragen, wo Du eigentlich in Deutschland wohnst. Dann kann ich vielleicht auch deinen Realitätssinn besser verstehen.

  • M
    Marti

    Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen Juden und Muslimen: von Juden ging niemal eine Gefahr für Europa aus!

     

    Niemals haben Juden sich die Eroberung Europas auf die Fahnen geschrieben, wie das der orthodoxe Islam tut, bei dem der Angriffskrieg eine kollektive religiöse Pflicht ist bis die gesanmte Welt unter islamischer Herrschaft ist.

     

    Niemals haben sich Juden per Selbstmordattentat in de Luft gesprengt und so wundervolle Sprüche verbreitet wie "Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod!"

     

    Ich könnte noch etliche weitere gravierende Unterschiede benennen, aber dies soll genügen!

     

    Der ganze Artikel ist nicht weiter als die übliche Islamschönfärberei, die man schon tausendmal gelesen hat.

     

    Durch solche und ähnliche Artilkel macht sich die taz langsam aber sicher überflüssig.

  • E
    Ezeciel

    Herr Gessler, gehen Sie mal in einen Yoga-Kurs. Nach sechs Monaten Yoga lesen Sie ihren Text durch. Da weicht die Schamröte nicht aus ihrem Gesicht.

     

    Und sowas schreibt bei der TAZ! Brrrrrrrrr!!!

  • IG
    Islamophiles Geschwurbel

    Unerträgliches islamophiles Geschwurbel, das nur von einem völlig realitätsfremden Menschen stamme´n kann.

  • AV
    Alexander Voronin

    Welches Vorurteil meinen Sie?

     

    Haben sie den Koran schon mal gelesen?

     

    187 mal kommt darin das Wort töten vor, davon 27 mal in der Befehlsform!

     

    Und was mich wundert: Jeder denkende Mensch wüden sich doch fragen, wieso einzig und nur dem Islam diese Kritik gilt!

     

    Ihr Kommentar geht genau an dem Problem Europas vorbei!

     

    In Schweden und Norwegen explodieren die Vergewaltigungsraten, Ihnen wahrscheinlich unbekannt, dachte ich mir! In Norwegen ist nur jeder 18. Täter ein Norweger. Sonst sind es, fein ausgedrückt: Non-Westerner!!

     

    Schwedenes Vergewaltigungsrate ist doppelt so hoch wie die des zweiten Englands. Sicher finden Sie solche Tatsachen angenehm.

     

    Und wundern sich, warum die Menschen vom Islam die Schnauze voll haben.

     

    Aber nett, dass die taz auch diesen Diskussionsbeitrag in die Zeitung setzt! Das zeugt von Liberalität! Und die geht nicht oft mit Intelligenz einher!

     

    Lesen Sie doch bitte mal den Koran, Seite für Seite, eine Seite pro Tag, mehr schafft man nicht!

  • T
    tatütata

    Nichts wird übertroffen von der Ignoranz und Geschichtsblindheit des gemeinen TAZ-Kommentators!

  • F
    FRITZ

    Der ganz entscheidende Unterschied zwischen Antisemitismus und Antiislamismus ist, dass die Juden niemals eine Bedrohung der westlichen Welt waren, diese niemals angegriffen haben und niemals den absoluten Macht- und Wahrheitsanspruch des Islams hatten und durchzusetzen versucht haben. Nie haben jüdische Attentäter wahllos Zivilisten in Europa und den USA im Namen ihrer Religion ermordet. Und dass, obwohl die Juden im Gegensatz zu den Muslimen allen Grund gehabt hätten, sich gegen ihre jahrhundertelangen Verfolger im Westen aufzulehnen. Die Juden hatten auch bis vor kurzem keine eigenen Staat in den sie sich vor Verfolgung hätten flüchten können. Wer sich hier in seiner islamischen Religionsausübung durch die westliche (Post-)moderne eingeschränkt fühlt, kann jederzeit wieder in sein Heimatland gehen und dort von unserer als provokant empfundenen Freiheit unbehelligt leben. Um es auf den Punkt zu bringen: es gibt konkrete, rationale Gründe, dem Islam als aggressiver Ideologie (nicht als nach innen gewandter Religion) gegenüber misstrauisch zu sein, während Antisemitismus immer nur auf irrationalen, teilweise perversen Ängsten beruht.

     

    Wer also Antiislamismus mit Antisemitismus gleichsetzt, der relativiert die entsetzlichen Verbrechen, die in diesem Kontinent an den Juden begangen wurden. Das ist eine subtile Form vom linkem Antisemitismus und schlicht und einfach widerlich. Er wird aber auch dem Phänomen Antiislamismus nicht gerecht und verhindert damit eine echte, offene Diskussion.

  • T
    tati

    Wieso VORURTEIL?

     

    Die Angst vor der Islamisierung ist durchaus begründet.

    Wo bitteschön existiert ein islamisch dominiertes Land, in welchem Toleranz herrscht?

    Warum flüchten die dortigen Muslime lieber ins "intolerante" Europa?

    Hier wiederum habe einige dieser Muslime nichts Besseres zu tun als die gleichen Strukturen zu etablieren, vor denen sie in der Summe geflohen sind.

    KEINE Toleranz der Intoleranz.

  • AL
    Andre La

    Es fehlt für die Durchschnittsbevölkerung an positiven Beispielen für "in Europa integrierten Islam"! Solange bei den meisten Köpfen im Zusammenhang mit dem Thema Islam ein bärtiger Taliban mit Kalaschnikow oder eine verschleierte lautstark trauernde Palästinenserin im Kopf herumspukt bleibt die Angst und kann (und wird) entsprechend instrumentalisiert.

    Das fehlt in den Medien die Präsenz des in Europa angekommenen Islam. Den Tatort-Kommisar, der je nach Religion in die Synagoge, Moschee, katholische Kirche geht und der ob seiner Persönlichkeit Symphatieträger ist.

    Zur Akzeptanz des Islam trägt aber sicher auch bei, wenn herausragende Vertreter der islamischen Mitbürger sich zu Wort melden: Ebenso bei der Verurteilung von Attentaten islamischer Extremisten, wie auch in D bei Untaten gegen islamische Mitbürger in D oder anderswo in Europa.

    Integration setzt Aktivität von beiden Seiten voraus: Integrationsprogramme sind eine Sache, die aktive "Selbstintegration" ist in meinen Augen die noch viel wichtigere Komponente.

  • V
    vic

    Die Angst, eher Ablehnung von Muslimen kommt in der BRD nicht von ungefähr, sie wird geschürt. Von Bürgermeistern, von Landes-und Bundesregierung, von Medien, von Kirchen. Und der deutsche Michel- ohnehin fremdenfeindlich- dürstet danach und frisst das gerne.

  • S
    Schmierfink

    Vielleicht gibt es tatsächlich eine Bedrohung der Demokratie - durch den Islam. Aber auf den Gedanken kommt zumindest bei taz wohl keiner.

  • A
    aso

    Wie soll denn Toleranz entstehen, wenn die Europäer sehen, daß in Islamstaaten die hier geforderte Toleranz gegenüber Nnichtmuslimen nicht geboten wird?

     

    Daß es in vielen Ländern nicht nur verboten ist, Kirchen zu bauen, sondern sogar die vorhandenen zu renovieren?

    Wenn dort Christen und andere Nichtmuslime unterdrückt werden?

     

    Vorurteile entstehen nicht aus dem Nichts.

    Wenn jemand wie z.B. Sarrazin hier Ursachen benennt, die in der Bevölkerung breite Zustimmung finden, fragt man sich doch,

    ob man nicht

    an den Wurzeln, den Ursachen etwas verändern kann, statt einfach die Vorurteile zu verteufeln.

    Die kann man so nicht abstellen, da werden andere Ventile gefunden wie z.B. rechtspopulistische Parteien.

  • T
    thomsen

    Ich finde den Kommentar ein wenig oberflächlich.

    Eigentlich müßte man doch erst einmal darstellen, welche verschiedenen Gruppen man in den einzelnen europäischen Gesellschaften identifiziert, und dann systematisch die Vorurteile in jeder Gruppe über sich selbst und über die anderen darstellen.

     

    Wahrscheinlich würde man finden, dass jede kulturelle/gesellschaftliche Gruppe ziemlich viele Vorurteile über die anderen hat. Also z.B. die

    die Katholiken über Protestanten und Muslime

    die Homosexuellen über den Papst,

    die Kommunisten über die Katholiken,

    Muslime über Juden,Christen,Atheisten und Homosexuelle

    in Belgien z.B. Flamen über Wallonen und umgekehrt,

    national gesinnte "weisse" Männer über Feministinnen

     

    eingewanderte Türken über eingewanderte Russlanddeutsche und umgekehrt

     

    eingewanderte Serben über eingewanderte Albaner u.u.

    usw. usw.

     

    Merke: je mehr eine Gesellschaft in verschiedene "communities" zerfällt, desto mehr Möglichkeiten gibt es für Vorurteile über jeweils andere Gruppen.

     

    "das ist eben multi-kulti" (Wladimir Kaminer)