Kommentar Vogel des Jahres 2010: Erst mal verifizierbare Daten sammeln
Das Gezeter der Fischereilobby auf basiert realen Verlusten, die von den Naturschützern nicht einfach vom Tisch zu wischen sind.
W enn ihm irgendwer am Futternapf in die Quere kam, kannte der Mensch Jahrtausende lang kein Pardon. Auf diese Weise schaffte er es, Wolf, Bär, Luchs, diverse Völkerschaften und eben auch den Kormoran fast auszurotten. Dass diese Steinzeitmentalität heute noch durchschlägt, mag genetisch bedingt sein, zu tolerieren ist sie seit Kants Kategorischem Imperativ und den Erkenntnissen über das Ökosystem nicht.
Andererseits basiert das Gezeter der Fischereilobby auf realen Verlusten, die im Einzelfall schmerzlich und von den Naturschützern auch nicht einfach vom Tisch zu wischen sind. Genauso real sind jedoch die hausgemachten Probleme: Verschmutze Gewässer, Überfischung, das Zurückdrängen natürlicher Lebensräume, weshalb sich das Raubtier in Zuchtteichen, Hühnerställen oder Gemüsegärten bedient. Das massenhafte Abschießen oder das "Vergrämen" der Kormorane sind keine Lösung. Und auch rechtlich bedenklich, weil ein klarer Verstoß gegen Tier- und Naturschutzgesetze.
Naturschützer und Fischereiwirtschaft sollten die Polemik einstellen und auf die EU-Parlamentarier hören, denen mal was Kluges eingefallen ist. Statt den "Problemvogel" gleich aufs Schild zu heben oder auf ihn einzudreschen, beschlossen sie verifizierbare Daten über sein Wirken zu sammeln. Daran hapert es nämlich bei beiden Seiten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?