Kommentar Venezuela vs. Kolumbien: Frieden ist möglich
Die große Frage lautet, ob Kolumbiens neuer Präsident Santos wirklich gewillt und in der Lage ist, den Krieg mit den Farc durch eine Verhandlungslösung zu beenden.
D er Regierungswechsel in Kolumbien machts möglich: Der neue Präsident Juan Manuel Santos weiß, dass seine Kollegen in Venezuela und Ecuador an einem gutnachbarlichen Verhältnis zu Bogotá höchst interessiert sind. Mit dem Beschluss, ihre diplomatischen Beziehungen wiederaufzunehmen, demonstrieren Santos und Hugo Chávez aus Venezuela zunächst einmal Pragmatismus.
Der war in den letzten Jahren, unter dem Rechtsausleger Álvaro Uribe, völlig abhandengekommen. Dessen Obsession durch die Farc-Guerilla, deren militärische Niederlage ein uneingelöstes Versprechen bleiben musste, wuchs sich zum außenpolitischen Ärgernis aus. Als eine seiner letzten Amtshandlungen verklagte Kriegsherr Uribe, der wegen zahlreicher Menschenrechtsskandale seit den 90er Jahren nun die heimische Justiz fürchten muss, Chávez vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Zuletzt brauste er immer wieder unbedacht auf, während sein Intimfeind Chávez kühl konterte.
An der geopolitischen Gemengelange im Andenraum hat sich indes wenig geändert: Nach wie vor nutzen die USA den Antidrogen- und Antiguerillakrieg in Kolumbien als Vorwand, um ihre militärische Präsenz in der Region auszubauen. Die große Frage lautet daher, ob Santos wirklich gewillt und in der Lage ist, den jahrzehntelangen Krieg mit den Farc durch eine Verhandlungslösung zu beenden.
Gerhard Dilger ist Südamerika-Korrespondent der taz.
Kolumbien bekäme dadurch die Chance, sich der enormen Kluft zwischen Arm und Reich zu widmen, die sich durch der Krieg noch vergrößert hat. An der humanitären Katastrophe, von der vier Millionen Binnenflüchtlinge betroffen sind, wird das Land noch lange zu tragen haben. Kolumbiens neuer Präsident Juan Manuel Santos steht vor einer großen Aufgabe. Hugo Chávez könnte ihm dabei zu einem wichtigen Helfer werden.
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