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Kommentar UnterhaltsrechtWagnis Hausfrau

Kommentar von Cosima Schmitt

Nach dem neuen Unterhaltsrecht reicht es nicht mehr, einfach Hausfrau und Mutter zu sein. Arbeiten trotz Kind wird nun eine Frage der Vernunft.

Das neue Unterhaltsrecht räumt auf mit der alten Ordnung und passt in unsere Zeit der Patchworkfamilien. Künftig muss sich die erste Ehefrau das Geld vom Ex mit der Nachfolgerin teilen - zumindest, wenn die ein kleines Kind großzieht. Das neue Recht ist folgenreich, denn es macht das Lebensmodell "Hausfrau" zum Wagnis.

Schon jetzt ist riskant, auf den Versorger Mann zu setzen. Selbst ein Professorengehalt ist nicht mehr üppig, wenn es mehreren Frauen und Kindern ein auskömmliches Leben finanzieren soll. Nun aber wird auch noch der Vorrang der ersten Ehefrau abgeschafft. Bisher durfte sie, bei geschickter Gattenwahl, wenigstens auf einen gesicherten Lebensabend hoffen. Künftig aber schwindet diese Aussicht. Stärker als zuvor droht ihr ein Alter in Armut.

Das bedeutet nicht, dass die neuen Regelungen falsch sind. Längst ist es gängig, dass Menschen eine zweite Ehe wagen. Es ist richtig, dass die Politik diese Realität anerkennt. Es lässt sich heutzutage kaum erklären, warum die erste Ehefrau, deren Kinder längst aus dem Haus sind, mehr Unterhalt erhalten sollte als eine zweite Frau, die gerade ein Baby in der Wiege liegen hat.

Wichtig aber ist, dass die Frauen ihre Lebensplanung anpassen. Sie müssen versuchen, finanziell selbständig zu bleiben. Im Job zu bleiben, auch wenn nächtliches Kindergeschrei die Nerven aufzehrt - das ist mehr als Karrierestreben und Selbstverwirklichung. Vor allem ist es eine Frage der Vernunft.

Umso fragwürdiger erscheint es da, dass die Union, die das neue Unterhaltsrecht nach langem Widerstand akzeptiert hat, an anderer Stelle die tradierte Rollenteilung verficht: bei der "Herdprämie". Dieses Geld für Eltern, die ihre Kinder zu Hause erziehen, ermutigt Frauen, jahrelang aus dem Job auszusteigen. Oft ist dann eine Rückkehr nicht mehr möglich. Die Frau wird abhängig von den Einkünften ihres Mannes.

Die Union sollte weitsichtig sein, selbst wenn sie manche Hausfrau unter ihren Wählerinnen verprellt. Sie darf sich nicht an Modelle klammern, die nicht zukunftstauglich sind. Nur dann handelt sie wirklich im Sinne der Frauen - und nicht nur im Sinne des Wahlkalküls.

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2 Kommentare

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  • TF
    Thomas F Mohry

    Eine absolute Schweinerei dieser Artikel.

    Ja, es braucht eine Reform des Unterhaltrechts und eine solche, in der die Kinder den absoluten Vorrang haben.

    Aber gleichzeitig muss die Arbeit die zuhause getan wird -ob vom Hausmann oder der Hausfrau- gewuerdigt werden, insbesondere das Grossziehen von Kindern, die Fuersorge, Zaertlichkeit und Menschlichkeit welche Eltern ihren Babys und Kindern geben.

    Somit ist ein Wandel in unserer Gesellschaft notwendig, die Arbeit, die von keinem Arbeitgeber bezahlt wird, aber essentiell wichtig fuer die Gesselschaft ist, naemlich die Erziehung der nachwachsenden Generation, zu wuerdigen.

     

    Und es ist schon erstaunlich, dass die sonst von Sozialromantik saeuselnde und "Raubtier"-Arbeitgeber und eine "Oekonomiesierung der Gesellschaft" geiselnde TAZ hier proklamiert, auch wenn das Kind nachts schreit, wichtiger ist, dass die Eltern tagsueber arbeiten und mit ihre Kraft dem Arbeitgeber zu Verfuegung stehen!

     

    Nein Fr. Schmitt, ich will keine Gesellschaft, in der nur die Arbeit zaehlt, welche von einem Arbeitgeber bezahlt wird, und soziale Bindungen sich der Oekonomie und dem Arbeitgeber unterzuordnen haben!

    Familie hat Vorrang!

  • HS
    Heidi Starke

    Kein schlechter Artikel, jedoch hat Frau Schmitt mit ihrer Formulierung "Bisher durfte sie, bei geschickter Gattenwahl, wenigstens auf einen gesicherten Lebensabend hoffen." ganz schön danebengegriffen! Auf wen blickt Frau Schmitt denn da herab?