Kommentar Uni-Streik: Schluss mit lustig
Die Unistreiks sind das einzige Ventil einer Generation, die in ihrem Unterbewusstsein spürt, dass sie vergessen wird.
A n den Universitäten bietet sich in diesen Tagen ein seltsames Bild: Zahllose Hörsäle sind besetzt, und in Protestveranstaltungen diskutieren die Studierenden über Forderungen und Vorgehen beim bundesweiten Unistreik, der am heutigen Dienstag beginnt. Aber je politischer und appellativer die Beiträge, desto lauter wird das Kichern im Raum, über die eigene Empörung werden Scherze gemacht. Es scheint, als wäre manchen Protestierenden der eigene Aktivismus, den sie an den Tag legen, irgendwie unheimlich. Ist ja alles so unironisch hier.
Das ist nicht nur unberechtigte Vorsicht, es ist falsch. Denn der aktuelle Unistreik fällt in eine Zeit, in der die neue Bundesregierung mit ihren irrealen Steuerversprechungen die Finanzen der Länder ruinieren könnte. Bildung ist zwar ein wichtiges Zukunftsthema. Doch im Wahlkampf war sie nur schmückendes Beiwerk. Nun ist sie ganz vergessen und der Zukunftsverachtung der neuen Regierung zum Opfer gefallen.
Dadurch erhält dieser Unistreik jetzt eine neue Qualität. Die Proteste sind politischer geworden, als sie es noch im Frühsommer waren. Sie sind das einzige Ventil einer Generation, die in ihrem Unterbewusstsein spürt, dass sie vergessen wird.
Bildung hat eben keine Lobby, wie sie die Krankenkassen oder das bayerische Hotelgewerbe haben. Eine Lobby für Bildung kann nur auf der Straße entstehen. Denn die Studierenden, aber auch Schüler und Kitas brauchen eine Stimme. Die Studierenden, die ab heute auf die Straße gehen, müssen sich dieser Verantwortung bewusst werden. Sie dürfen sich nicht mehr damit zufriedengeben, dass Verbände und Politik ihnen bloß wohlwollend auf die Schulter klopfen, ohne dass sich etwas ändert. Sie müssen sich und ihre Forderungen ernst nehmen.
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