Kommentar Umzug der Fotogalerie C/O: Amputierte öffentliche Hand

Postfuhramt, East Side Gallery, Mauerpark: Die aktuellen Streits um die Nutzung der Stadt sind Spätfolgen des neoliberalen Ausverkaufs.

Die Fotogalerie C/O Berlin muss das alte Postfuhramt räumen. In Friedrichshain wird über den Erhalt der East Side Gallery gestritten. Für das nördliche Mauerparkgelände hat ein Investor umstrittene Pläne für ein Neubauquartier vorgestellt. Und schräg gegenüber vom Postfuhramt steht seit ein paar Monaten das einstige Kunsthaus Tacheles leer.

An all diesen Orten dürfen künftig potente Investoren ihr Bild vom Leben in der Stadt verwirklichen. Das ist nicht per se falsch. Katastrophal aber ist, dass die Öffentlichkeit so wenig Einfluss darauf hat. Denn hier hat sich die öffentliche Hand selbst amputiert.

Tacheles und Mauerstreifen waren einst im Eigentum des Bundes. Der Mauerpark gehörte der Bahn, das Postfuhramt der Post. Die vier Orte waren direkt oder indirekt in Staatsbesitz – und hätten von ihm gestaltet werden können. Doch sie wurden im Zuge einer neoliberalen Politik verscherbelt.

Egal wie gut oder schlecht die Orte nun genutzt werden, egal wie viel Potenzial darin steckt: Die Politik hat sich weitestgehend zum Zuschauer degradiert.

Wie falsch das ist, zeigt sich ausgerechnet dort, wo der Ausverkauf zum Glück nicht geklappt hat: beim Amerika-Haus, in das die Fotogalerie nun zieht. Hätte das Land vor ein paar Jahren einen Käufer dafür gefunden, stünde C/O Berlin nun vor dem Aus.

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Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

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