Kommentar US-Gesundheitsreform: Obamas kranke Reform

Das Gesundheitsthema, das der erste schwarze Präsident wieder in Bewegung gebracht hat, ist längst auch ein rassistisch besetztes Thema geworden.

Doktor Obama, wo ist das Wahrheitsserum? Was die Amerikaner in der US-Gesundsheitsdebatte brauchen, ist nicht länger ein Beruhigungsmittel: Barack Obama kann der Angst und Verunsicherung vor dem Projekt namens Gesundheitsreform nur durch klare Fakten entgegentreten. Er kann noch so viele Townhall-Meetings abhalten und durch noch so viele Talkshows ziehen, um für sein Projekt zu werben, wenn er nicht gleichzeitig auch den konkreten Weg beschreibt, der zu einer Reform des Gesundheitssystems führt.

Obama will 47 Millionen bislang nicht abgesicherten US-Bürgern Zugang zur Krankenversicherung geben. Doch er lässt vieles im schwammigen Bereich. Zum Beispiel, ob er selber kompromisslos für eine staatliche Versicherung ist oder vielleicht doch nicht. Auch sagt der US-Präsident nicht, wo die neu Versicherten gepflegt werden sollen. Denn ein Bauprogramm für Kliniken gibt es nicht. Und schließlich die Finanzierung: Kein Amerikaner glaubt daran, dass Obama die Reform durch Einsparungen bei den bestehenden staatlichen Krankenversicherungen für Senioren und Arme stemmen kann. Keiner glaubt, dass es bei Steuererhöhungen für die einkommensstarken Amerikaner bleibt.

Der ohnehin von der Rezession gezeichnete Mittelstand bangt nun um sein Geld. Wenn Millionen Menschen etwas gegeben werden soll, was sie vorher nicht hatten, dann bangen die Millionen anderen darum, etwas zu verlieren. Die meisten Unversicherten zumal sind Afroamerikaner (19 Prozent) und Hispanics (30 Prozent). Warum sollen wir für die bezahlen?, fragen sich viele Weiße hinter vorgehaltener Hand. Das Gesundheitsthema, das der erste schwarze Präsident wieder in Bewegung gebracht hat, ist längst auch ein rassistisch besetztes Thema geworden. Obama muss das aber auch einmal aussprechen.

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