Kommentar Tierversuche: Ein Forscher wird zum Affen gemacht
Die Uni Bremen hält ihre eigenen Forschungen für zu kläglich, um damit bestehen zu können.
K lar hat es die Bremer Uni schwer: Unterstützt vom beliebten Ex-Bürgermeisters Henning Scherf hat man einst den Neurobiologen Andreas Kreiter nebst Makaken angeheuert. Jetzt fehlt ihm jede ernstzunehmende politische Rückendeckung.
Selbstverständlich muss die Uni-Leitung ihrem Mitarbeiter trotzdem die Stange halten. Und natürlich muss sie um Verständnis werben. Wie sie es allerdings tut, das kann sich nicht einmal eine schlechte PR-Agentur leisten. Viel weniger aber eine Institution, die für den Ausbau von Wissen und Erkenntnis geschaffen wurde. Sie strickt nämlich Legenden: Sie mogelt bei Zuwendungsgebern, rechnet Kreiter Fördersummen anderer Institute zu und gibt sie in knapp doppelter Höhe an, nur um seine Bedeutung zu steigern: Das wirkt so überzeugend wie ein Zwerg auf Stelzen, der sich für einen Riesen ausgibt.
Dieser allzu freie Umgang mit der Wahrheit schadet dem Ruf der Uni und macht letztlich auch den vermeintlichen Märtyrer der Neurowissenschaft zum Affen. Denn wenn sich selbst seine öffentlichen Verteidiger der Unwahrheit bedienen müssen, um ein schönes Bild seiner Arbeit zu entwerfen, heißt das: Auch sie halten die tatsächlichen Resultate von Kreiters Testreihen für zu kläglich, um damit bestehen zu können. Für klägliche Resultate darf allerdings kein Tierversuch durchgeführt werden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden