piwik no script img

Kommentar Suizidprävention gefährdetEine Frage der Wertschätzung

Friederike Gräff
Kommentar von Friederike Gräff

Wieder einmal ist das Hamburger Therapiezentrum für Suizidgefährdete gefährdet - dabei trägt Arbeit wie seine dazu bei, dass bundesweit die Suizidraten sinken.

D as Hamburger Therapiezentrum für Suizidgefährdete (TZS) steht wieder einmal vor dem finanziellen Aus. An Lob für seine Arbeit ist kein Mangel - aber das kostet ja auch nichts. Doch ist in den Reaktionen auf den Brandbrief des Fördervereins eine gewisse Ungeduld zu spüren: Warum gelingt es dem Zentrum nicht, finanziell auf eigenen Füßen zu stehen?

Die Antwort ist einfach: weil unser Gesundheitssystem Gespräche nur in sehr begrenztem Umfang finanziert. Solange hier kein Umdenken stattfindet - und das ist nicht abzusehen - lautet die Frage schlicht, ob sich eine Stadt wie Hamburg ein solches Zentrum leisten will. Und dies zu fragen, sollte erlaubt sein. Denn nicht alles, was hilfreich sein will - siehe Babyklappen - ist es immer und überall.

Im Falle des TZS allerdings ist die Evaluierung schwierig: Wie viele Menschen es durch seine Arbeit im Leben hielt, ist nicht nachzuweisen. Und die Suizidrate ist nicht nur in Hamburg gesunken, sondern bundesweit. Das aber ist auch der Tatsache zu verdanken, dass das Thema nicht länger totgeschwiegen wird. Dass Einrichtungen mit ganz verschiedenen Ansätzen Hilfe bieten - das TZS etwa richtet Kulturwochen zum Thema aus.

Klar, so was kann man streichen. Dann muss man sich aber auch nach den eigenen Prioritäten fragen lassen. Siehe Elbphilharmonie.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Friederike Gräff
Redakteurin taz nord
Ausgebildet an der Deutschen Journalistenschule. Interessiert sich dafür, was Menschen antreibt, sei es in Gerichtsprozessen oder in langen Interviews. Hat ein Sachbuch übers Warten geschrieben, "Warten. Erkundungen eines ungeliebten Zustands", Chr.Links Verlag und eines übers Schlafen "Schlaf. 100 Seiten", Reclam. Im Februar 2025 erscheint ihr Erzählband "Frau Zilius legte ihr erstes Ei an einem Donnerstag" bei Schöffling.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!