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Kommentar Suhrkamp-UmzugKalter Arbeitsplatzabbau

Kommentar von Steffen Grimberg

Berlin hat Erfahrung damit, Medien in die Stadt zu locken. Bezahlen tut das der Steuerzahler mit Subventionen. Dabei droht auch bei Suhrkamp netto ein Arbeitsplatzabbau.

E s scheint dieses Jahr ein Kommen und Gehen werden zu wollen am Medienstandort Berlin: Sat.1 zu großen Teilen raus - und Suhrkamp rein. Motto: Tausche Privatsender mit vermeintlichem Unterschichtsprogramm gegen intellektuellen Großverlag.

Bild: taz

Steffen Grimberg ist Medienredakteur der taz.

Das hat auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun. Doch dahinter steckt zumindest teilweise das gleiche Kalkül. Denn der Steuerzahler zahlt bei solchen Aktionen immer brav mit, zumindest indirekt. Wirtschaftsförderung nennt sich so was dann: verbilligte Mieten, diverse Zuschüsse, Steuererleichterungen. Berlin hat damit Erfahrung. Der Musiksender MTV wurde durch freundliche Anreize von München an die Spree gelockt, die Bayern selbst hatten den Kanal zuvor Hamburg abspenstig gemacht. Wenn die an die Subventionen geknüpften Auflagen - meist Arbeitsplatzzusagen für eine bestimmte Zeit - ausgelaufen sind, zieht die Karawane weiter. Auch der Berliner Senat, der Sat.1 mit der Rückzahlpflicht von einigen Millionen Subventionskohle gedroht hatte, musste klein beigeben: Der Sender bekam zwar bis 2002 Investitionszuschüsse von 33 Millionen Euro, hatte sich aber nur verpflichtet, Arbeitsplätze für fünf Jahre zu garantieren. Es ist das alte Spiel.

Aber es geht noch dreister: Denn natürlich sind solche Umzüge zusätzlich die wohl einfachste Möglichkeit für Unternehmen, MitarbeiterInnen loszuwerden: 350 Sat.1-MitarbeiterInnen sollen mit nach München, dort rechnen die Gewerkschaften aber damit, dass höchstens 200 von ihnen ankommen. Wer gibt schon gerne Wohnung, Schule, Freunde - vielleicht gar Heimat - auf?

Auch bei Suhrkamp wird über den kalten Abbau von Arbeitsplätzen als Motiv spekuliert: Schließlich bleibt selbst ein ruhmreiches Verlagshaus auch immer ein Kaufmannsladen, der auf die Einnahmen schielt. Schwierig wirds, wenn das Gleichgewicht zwischen künstlerisch-kreativem Anspruch und dem Zocken um die Rendite aus den Fugen gerät. Bei Sat.1 ist das längst geschehen. Und mancher fürchtet, bald auch bei Suhrkamp.

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