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Kommentar StudierendenprotesteHochschulen müssen umdenken

Kommentar von Norbert Finzsch

Wenn Hochschulrektorenkonferenz, Unipräsidien und Bildungsminister glauben, mit Abwiegeln der Proteste sei es getan, werden sie ihren Unis weiter schaden.

Tausende von Studierenden protestieren. Universitätshörsäle sind besetzt, VertreterInnen der Studierenden geben eloquente Statements ab - bahnt sich da eine Wende in der Bildungsdiskussion an? Ja, und man es hätte kommen sehen können: Der Bolognaprozess führt nicht zu größerer europäischer Vereinheitlichung, sondern zum Studium von der Stange. Anpassung ist gefragt und Leistung - wobei Zeitersparnis und niedrige Kosten im Vordergrund stehen. Kein Wunder also, dass es brodelt.

Schon vor einem halben Jahr hat Annette Schavan zugegeben, dass Nachbesserungen dringend erforderlich sind. Immer mehr deutsche Hochschulpräsidien erwägen einen vierjährigen Bachelor. Aber damit ist es kaum getan. Die zweite Runde der Exzellenzinitiative steht an. Unis, die sich gute Chancen auf einen der begehrten Spitzenplätze ausrechnen, oder solche, die beim letzten Geldsegen mit bedacht worden sind, müssen umdenken, denn dieses Mal wird auch die Lehrqualität evaluiert werden. Zur exzellenten Forschung gehört auch immer die exzellente Lehre.

Außerdem steht 2012/2013 ein Run auf Studienplätze an, weil in diesen beiden Jahren die verkürzten Abiturjahrgänge zum Studium zugelassen werden wollen. Hochschulen, die gute Ergebnisse bei der Drittmitteleinwerbung verzeichnen konnten, haben ein großes Problem: Ihr Erfolg schadet ihnen, weil sich das verfügbare Raumangebot bei jedem neu eingeworbenen Forschungsprojekt weiter reduziert. Die Lösung wären Neubauten, die aber nicht zu finanzieren sind. Wenn Hochschulrektorenkonferenz, Universitätspräsidien und Bildungsminister glauben, mit Abwiegeln der Proteste sei es getan, werden sie ihren Hochschulen weiter schaden.

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1 Kommentar

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  • K
    karljosef

    Diskussion mit einem älteren Ing. aus den neuen Ländern:

     

    Er behauptete, dass das Studium bei uns zu lange dauerte, also zu uneffektiv ist!

     

    Vor 30 Jahren dauerte das durchschnittliche Dipl.-Maschinenbaustudium übrigens fast 12 Semester.

     

    Meine Antwort: Was wir brauchen, sind keine Schmalspuringenieure, was aus 6 Semestern automatisch resultiert, sondern gute Leute und ich meine, dass der bisherige Erfolg unserer Industrie mir recht gibt. (Man vergleiche mit der Industrie der DDR!)

     

    Das Weiterbildungsangebot wird von der Industrie angeboten, heißt es. Man kann bezahlten Bildungsurlaub nehmen, heißt es auch noch!

     

    Die Erfahrung lehrt aber doch, dass diese Möglichkeit bei der momentanen Situation so gut wie nie, und auch früher nicht viel häufiger genommen wurde. Die entsprechende Person soll arbeiten!

     

    Lange Studienzeiten sind für die Industrie kostenlos, das Ergebnis sind gut ausgebildete Leute.

     

    Kurze Studienzeiten sorgen natürlich automatisch für mehr Arbeitssuchende, also mehr Arbeitslose, also billige aber nicht unbedingt kostengünstige Arbeitskräfte!

     

    __________________________________

     

    Studiengebühren:

    Auch ich durfte einen Teil meines Bafög vor etlichen Jahren zurückbezahlen, es waren ca. 6000 DM, also kein größeres Problem.

     

    Aber während des Studiums???

    Wie denn??

    Fast zwangsläufig ist doch ein Teil der Studenten gezwungen, die Semestergebühren durch Arbeit nebend dem Studium zu verdienen!

     

    Das Studium soll doch kurz sein, diese Gebühren bedeuten doch häufig automatisch eine zwangsweise Verlängerung??

     

    Wie so häufig stellt sich die Frage:

    Was wollen die in Berlin eigentlich???