Kommentar Streit in der NATO: Was Afghanistan nicht braucht
Die Bundesregierung tut so, als führten nur die anderen Krieg, die Bundeswehr sei hingegen im Friedenseinsatz. Das ist das Letzte, was Afghanistan braucht.
G enau wird sich voraussichtlich niemals klären lassen, was vor, während und nach dem Luftangriff auf die Tanklastzüge im Norden Afghanistans passiert ist. Das ist so in einem Krieg, und Kriegspropaganda hat viele Facetten.
Etwas allerdings ist unleugbar, unabhängig davon, auf welche Version der Ereignisse sich die Nato am Ende mühsam verständigen wird: Diejenigen, die von sich behaupten, Afghanistan stabilisieren zu wollen und zu können, sind tief zerstritten. EU-Politiker und Nato-Verbündete hatten sich kaum die Zeit genommen, auch nur Luft zu holen, bevor sie die Bundeswehr und deren Führung ungewöhnlich harsch kritisierten. Inzwischen hat die reagiert - und ebenso wenig Rücksicht auf diplomatische Gepflogenheiten genommen.
Man muss keine einzige der Verschwörungstheorien glauben, die jetzt in Umlauf sind, um zu erkennen, dass das Verhältnis zwischen den Verbündeten zerrüttet ist. Es genügt schon, dass es diese Theorien gibt. Mag sein, dass der zunehmende Druck, unter den US-Präsident Obama wegen des Afghanistankrieges gerät, zur Schärfe des Tons beigetragen hat. Wichtiger aber noch dürfte sein, dass die Bundesregierung den Verbündeten offenbar seit längerer Zeit schlicht auf die Nerven geht.
Die Bundesregierung tut so, als führten nur die anderen Krieg, die Bundeswehr sei hingegen im Friedenseinsatz. Dieser Versuch, die eigene Bevölkerung zu beschwichtigen, ist für die übrige Nato schon lange eine Zumutung - und erschwert darüber hinaus jede offene Diskussion über den Sinn des Militäreinsatzes.
Das ist tragisch. Vor allem für Afghanistan. Das Letzte, was dieses Land braucht, sind Besatzertruppen, die nur ins eigene Land und aufs eigene Lager schauen.
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