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Kommentar SportförderungMehr als genug

Kommentar von Markus Völker

Großbritannien staubt die Medaillen ab und in Deutschland will man mehr Geld für die Sportförderung. Doch 239 Millionen Euro sind mehr als genug.

Da können die Deutschen nur staunen: Andy Murray und das britische Team räumen ab Bild: dapd

O h Gott, die Briten. Die haben schon 22 Goldmedaillen gewonnen, und bald werden es 25 sein oder gar 30. Und die Deutschen? Nicht mal die Hälfte der 22 britischen Goldplaketten haben sie eingeheimst. Schande über die Athleten des Olympischen Sportbundes!

Die Sportler aus Großbritannien, die Loser von einst, sind doppelt besser als die Deutschen: doppelt schneller, doppelt höher, doppelt weiter. Das kann nicht sein. Das darf nicht sein. Das beweist allein schon ein Blick auf den ewigen olympischen Medaillenspiegel. Da liegt Deutschland auf Platz drei und Britannien nur abgeschlagen auf sechs; es stehen 528 deutsche Goldmedaillen gegen 216 britische. So what.

Trotzdem geht ein Aufschrei durch das deutsche Sportfunktionärswesen. Man sieht die Felle davonschwimmen: „Wir brauchen mehr Geld!“, rufen sie, und ein paar Athleten stimmen ein in den Chor der Unzufriedenen. Mehr Geld? Eine ziemlich dreiste Forderung, denn das Bundesinnenministerium gibt jetzt schon jährlich über 130 Millionen Euro für den Spitzensport aus.

Bild: taz
MARKUS VÖLKER

ist Sportredakteur der taz.

Das Verteidigungsministerium schießt noch mal über 30 Millionen für fast 800 Sportsoldaten dazu. Der Sport bedient sich noch aus diversen anderen Töpfen, sodass mal locker 239 Millionen für Sportler zusammenkommen. Deutschland leistet sich ein Heer von Staatssportlern, die unter besten Bedingungen Sport treiben und sich wenig Sorgen um die Zukunft machen müssen.

Sportzirkus mit Wahnsinnssummen

Sie verdienen zwar nicht so viel wie Profifußballer, aber sie haben ihr Auskommen. Es mag sein, dass anderswo Wahnsinnssummen in den Sportzirkus fließen und dass fähige Trainer aus Europa weggelockt werden. Es mag auch sein, dass das Team GB mit Irrsinnssubventionen gepimpt wurde.

Aber was ist wohl nachhaltiger? Das solide und absolut ausreichend finanzierte deutsche Sportsystem oder das Mammutprojekt der Briten. Die dortige Sportförderung wird mit dem Ende der Spiele sofort in Rechtfertigungsnöte geraten. Gut möglich, dass die Briten in acht oder zwölf Jahren wieder hinter den Deutschen rangieren. Sehr zum Gefallen der deutschen Funktionäre.

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Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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7 Kommentare

 / 
  • I
    ion

    @ Andreas Suttor (11.08.2012 18:36),

     

    "Das zu" behaupten(!), "zeugt von" interessensgeleiteter Propaganda und ist bereits in sich inkonsistent:

     

    "Zum einen übernimmt er gegenüber der jungen Generation eine Vorbildfunktion - was im Deutschland der Kinderdiabetes und -adipositas dringend erforderlich wäre. Zum anderen bringt er die Gesellschaft zusammen und dient als einigendes Band - was ebenfalls dringend notwendig ist. Das zu verneinen, zeugt von Ignoranz."

     

    Die von Ihnen postulierte "Vorbildfunktion" scheinen die ja eben gerade nicht zu haben, sonst gäbe es ja wohl nicht zunehmend Verfettete.

     

    Hinweis, hören Sie:

    Deutschlandfunk, Sendung vom 13.08.2012 · 14:35 Uhr

    CAMPUS & KARRIERE

    «Dick mit der Einschulung»

    Ursachen für Gewichtszunahme ungeklärt,

    Perikles Simon im Gespräch mit Manfred Götzke

    [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/1838595/],

    [ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2012/08/13/dlf_20120813_1437_341ca63d.mp3].

     

    D braucht keine Chips-mampfenden, Bier-schlürfenden Couche-Potatoes, die den jahrelang gezüchteten Hochleistungssportlern beim merkantilen Megaevent zuglotzen: ‘Sport’ machen lassen; Sondern Basis-sport/-aktivitäten; Und dazu werden die in aller Regel nie erreichbaren, an den physischen Grenzen des Menschen liegenden 'Leistungen' der Hochleistungssportler sicherlich nicht motivieren!

     

    Sportförderung für Hochleistungssportler aus öffentlichen Kassen vollständig einstellen und n.a. auch diese Gelder verwenden, um endlich wieder intakte Schulinfrastruktur mit allgemeinem Sportunterricht (als Pflichtveranstaltung!) gewährleisten, kommunale Schwimmbäder sanieren, resp. wieder eröffnen und zu bezahlbaren Tarifen betreiben zu können; Etcetera.

     

    Wer sich aus welchen Gründen auch immer zum Sportsklaven einer (Event-)Industrie machen möchte, möge sich Kapitalgeber suchen (s.u.).

    Ein national-staatlich "einigendes Band" braucht kein Schw*** – oder man möge sich entsprechend beflaggende Bettwäsche besorgen.

  • AS
    Andreas Suttor

    Von einem Sportredakteur sollte man ein bisschen mehr Sachkenntnis erwarten dürfen. Die Masse unserer Leistungssportler kann vom Sport nicht leben und muß irgendwann die Entscheidung treffen, ob man seine Zukunft irgendwie sichern will und dafür aber hinter der Leistungsspitze hinterherhinkt oder aber volles Risiko gehen will - mit der möglichen Folge, als Sozialfall zu enden. Das muß nicht sein, wie andere Länder es erfolgreich vormachen.

    Die anderen Kommentare hier können zum großen Teil nur Kopfschütteln hervorrufen. Wer Sportförderung negiert und den Sport zur Privatsache erklärt, hat die gesellschaftliche Funktion des Spitzensports nicht verstanden. Zum einen übernimmt er gegenüber der jungen Generation eine Vorbildfunktion - was im Deutschland der Kinderdiabetes und -adipositas dringend erforderlich wäre. Zum anderen bringt er die Gesellschaft zusammen und dient als einigendes Band - was ebenfalls dringend notwendig ist. Das zu verneinen, zeugt von Ignoranz.

    Also - erhöhte Sportförderung muss sein. Allerdings muß auch ein Strukturwandel her. Mehr Sport unter höheren Leistunganforderungen in der Schule, Sichtung und Förderung junger Talente und allgemein höherer Stellenwert des Sports sind dringend nötig. Übrigens wird sich die höhere Sportförderung sehr schnell amortisieren - durch geringere Krankenkassenausgaben. Aber das sehen die Ignoranten ja nicht, die Sport als Privatvergnügen und gesellschaftlich unnötig deklarieren.

  • I
    ion

    Hochleistungssportler sind bestenfalls Investitions-Subjekte und sollten ausschließlich von entsprechenden Risikokapitalgebern finanziert und ausgebeutet werden (können).

  • E
    einfach

    Sport ist Privatsache.

    Da muß nix gefördert werden.

  • L
    Leo

    "Deutschland leistet sich ein Heer von Staatssportlern, die unter besten Bedingungen Sport treiben und sich wenig Sorgen um die Zukunft machen müssen."

     

    Herr Völker, ich gehe mal davon aus, dass dies nicht nur blanke Polemik ist, sollte es jedoch das besagte Heer tatsächlich geben, lassen Sie uns teil haben an Ihrem Wissen. Es wäre sehr interessant zu wissen, aus welchen Sportarten das kommt. Ich kenne genug Sportler aus Disziplinen, für die auch Sie sich nach Olympia wieder nur einen Dreck interessieren werden, und die sehr wohl immer wieder vor der Farge stehen, ob sie sich ihren Sport noch weiter leisten können...

  • W
    wofür???

    Jeder einzelne Cent, der staatlicherseits darin investiert wird, aus Kindern Fachidioten in den Disziplienen Ballspiel, Dinge-werfen oder im-Kreis-rennen zu fomen, damit am Ende ein paar Funktionäre fett werden, ist ein Skandal, der den gesunden Menschenverstand hilflos nach geeigneten Pflastersteinen Ausschau halten läßt.

  • H
    Hans

    ??? Zwei Artikel zu einem identischen Thema und mit gleicher Aussage direkt untereinander? Gibt es bei der taz gar keine Redaktion mehr? Schenint mehr so eine Art Blog zu sein, wo jeder alles beliebig einstellen kann.

    Sehr absonderlich.