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Kommentar SpitzelaffäreMehdorns Regiment der Angst

Tarik Ahmia
Kommentar von Tarik Ahmia

Bahn-Chef Mehdorn hat längst ein Machtsystem installiert, das von Angst und Abhängigkeiten lebt. Kann so jemand Deutschlands wichtigstes Mobilitätsunternehmen in die Zukunft führen?

Bild: taz

Tarik Ahmia ist Wirtschaftsredakteur der taz.

Der Bahn-Konzern soll die gleichen Schnüffler beauftragt haben wie die Telekom, um unliebsame Personen mit illegalen Methoden zu durchleuchten. Frappierend an dem Vorwurf ist jedoch, dass viele Bahn-Kenner nicht besonders überrascht sind. Denn Bahn-Chef Hartmut Mehdorn hat mit seinem Auftreten als Konzernlenker dafür gesorgt, dass ihm Kritiker mittlerweile alles zutrauen. Kaum fassbar ist die Chuzpe, mit der Mehdorn die Teilprivatisierung der Bahn durchpeitschte. Und auch der Starrsinn, den Mehdorn während des Streiks der Lokführer an den Tag legte, suchte seinesgleichen. Selbst Journalisten fürchten den Zorn des Bahn-Chefs, der unliebsame Berichte schon mal mit stornierten Werbeanzeigen erwidert.

So gesehen müsste man sich wundern, wenn Mehdorn auf die kleinen schmutzigen Tricks ehemaliger Stasi-Offiziere angewiesen wäre. Tatsächlich hat der Bahn-Chef längst ein Machtsystem in dem Konzern installiert, das von Angst und Abhängigkeiten lebt.

Auffällig viele Bahn-Mitarbeiter äußern sich gegenüber den Medien nur hinter vorgehaltener Hand. Zu groß ist die Furcht vor dem autoritären Chef. Besser haben es da schon die Politiker, denn kaum ein anderes Unternehmen hat so viele von ihnen auf seiner Gehaltsliste stehen wie die Deutsche Bahn AG.

Es ist also kein Wunder, dass Bundestag und Kabinett die Teilprivatisierung der Bahn AG im Blindflug absegneten, obwohl wichtige Einzelheiten des Projekts noch gar nicht fertig verhandelt sind. Wie weit Mehdorns Belohnungssystem auch in Gewerkschaften Erfolg hat, bewies zuletzt der unappetitliche Wechsel von Transnet-Chef Norbert Hansen in das Topmanagement der Bahn. Mehdorn kann sich außerdem der Gefolgschaft seiner Günstlinge absolut sicher sein. Schließlich hat er es sogar geschafft, alle Chefposten der reformierten Bahn trotz offensichtlicher Interessenkonflikte in seiner Person zu vereinen.

Die Frage ist daher, ob sein Regiment der Angst die richtige Qualifikation ist, um das wichtigste Mobilitätsunternehmen Deutschlands in die Zukunft zu führen. Ob nun mit oder ohne Spitzelei: Seine Tage als Bahnchef sollten gezählt sein.

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2 Kommentare

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  • Z
    Zustimmer

    Ich stimme Ihrem Artikel voll zu.

    Mehdorn hat die Bahn AG zu einem großen

    Abschiebebahnhof für willfährige und

    geldgeile Politiker ausgebaut.

    Bin mal gespannt, welche Rolle unser

    derzeitiger Vekehrsminister nach der

    Bundestagswahl in dem Zukunftsunternehmen

    spielen wird.

  • K
    Klaus

    Schwadronieren lässt sich's gut und man fühlt sich dabei als besserer Mensch. Mit der Umsetzung hapert's meistens.