Kommentar Sonderabgabe für Banken: Zocker müssen zahlen
Eine Sonderabgabe für Banken ist richtig. Sie darf aber kein Ersatz für eine umfassende Regulierung der Finanzmärkte sein.
D ie Wut auf die Akteure an den internationalen Finanzmärkten ist berechtigt. Erst haben die Staaten Milliarden in den Finanzsektor gepumpt, damit die Krise der Zocker nicht zum Zusammenbruch ganzer Volkswirtschaften führt. Und nun sahnen die Zocker schon wieder ab, indem sie beispielsweise gegen das schwächste Mitglied der Euro-Gruppe, Griechenland, spekulieren - was wiederum milliardenschwere Hilfen der Euroländer nötig machen könnte. Staatshilfen, die als Schulden noch lange auf den Schultern der Bürger und Bürgerinnen lasten werden.
Mehr recht als billig ist es daher, wenn auch die Nutznießer der Finanzmarkthilfen zur Kasse gebeten werden - zumal einige Banken schon wieder kräftige Gewinne machen. Unerheblich ist dabei, ob die Kreditinstitute selbst solche Hilfen in Anspruch genommen haben oder nicht: Hätten die Staaten nicht eingegriffen und einige - systemrelevante - Banken in die Pleite geschickt, hätte sich keine Bank dem Zusammenbruch des Gesamtmarktes entziehen können.
In den USA ist die Diskussion über eine Sonderabgabe für Banken und Versicherungen weit gediehen: 0,15 Prozent der Bilanzsumme sollen dort fällig werden, was dem Staat in zehn Jahren zusätzliche Einnahmen in Höhe von 90 Milliarden US-Dollar bringen würde. In Deutschland zögert die schwarz-gelbe Bundesregierung jedoch - und das, obwohl das US-Modell, hierzulande angewandt, jährlich bis zu neun Milliarden Euro zusätzliche Einnahmen bringen könnte.
ist Redakteur im taz-Ressort Wirtschaft/Umwelt.
Eine Sonderabgabe für Banken ist richtig und wichtig, da sie Geld in die öffentlichen Kassen spült. Aber sie kann kein Ersatz für eine umfassende Regulierung der Finanzmärkte sein. Bleibt diese aus, ist es nur eine Frage der Zeit, dass die nächste Spekulationsblase platzt - und die Bürger wieder die Zeche zahlen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen