Kommentar Solarwirtschaft: Mit Qualifikation punkten
Der deutschen Solarwirtschaft geht es schlecht, weil die Produktion, wie in so vielen anderen Branchen, in Billiglohnländer verlagert wird. Das ist aber kein Grund für Pessimismus.
Es wäre naiv anzunehmen, die Solarwirtschaft könnte sich von allen globalen Trends abkoppeln. Und deswegen wird man in Deutschland damit leben müssen, dass die Solarmodule zunehmend in Billiglohnländern produziert werden. Photovoltaik-Module kann heute jeder fertigen, der das nötige Geld mitbringt - die Anlagenbauer stellen die Fertigungsstraße schlüsselfertig in die Landschaft und die Mitarbeiter sind schnell eingelernt. Wenn Handyfabriken nach Asien abwandern, warum sollten dann Modulfabriken bleiben?
Grund zum Pessimismus besteht trotzdem nicht. Denn sehr wohl kann die Solarenergie in Deutschland noch viele Arbeitsplätze schaffen. Die Wertschöpfungskette hat nämlich auch andere Glieder als die schlichte Massenfertigung - und diese werden auf jeden Fall in Deutschland bleiben: Handwerker zur Installation und zur Wartung von Solaranlagen wird man weiterhin in großer Zahl brauchen, ebenso Architekten und Planer, die das solare Bauen beherrschen.
Auch die Fertigungsmaschinen, die heute weltweit in den Solarfabriken eingesetzt werden, stammen großteils aus Deutschland. In ihnen steckt das wirkliche Know-how, nicht im Betrieb der Fabrik und der Modulfertigung selbst. So wird Deutschland auch künftig vom weltweiten Boom der erneuerbaren Energien profitieren, nicht zuletzt durch viele neue Arbeitsplätze in Wissenschaft und Forschung.
Es bleibt die Bilanz, dass die Solarwirtschaft eben auch nicht anders funktioniert als andere Branchen: Ein Hochlohnland kann nur mit seiner Qualifikation punkten, nicht aber im Preiskampf bei der Fertigung von Massengütern. Das kann man bedauern, aber nicht ändern. Und deswegen gilt auch für die Solarenergie: Wer mit ihr Jobs schaffen will, muss das Thema in die Schulen bringen, in die Ausbildung, an die Universitäten.
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