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Kommentar SolarföderungDas deutsche Solar-Jo-Jo

Ingo Arzt
Kommentar von Ingo Arzt

Die plötzlich absurd hohe Kürzung für Solarstrom ist für die privaten Stromverbraucher kaum messbar. Und das politische Signal ist verheerend.

K önnten die Herren Rösler und Röttgen endlich ihre Narrentage beenden und sich einer vernünftigen Energiepolitik zuwenden? Seit Monaten balgt sich die Koalition in Berlin darum, wie stark die Vergütung für Solarstrom gesenkt werden soll. Ohne Linie, ohne ordnungspolitische Idee und mit jämmerlichem Ergebnis.

Ausgangspunkt: 2011 fallen die Preise für eine fertig installierte Solaranlage um circa 25 Prozent. Erst im Januar 2012 wird die staatliche garantierte Vergütung angepasst – weshalb viele BürgerInnen im Dezember schnell noch ihre Anlagen ans Netz bringen. Solche „Jahresendrallyes“ sollten künftig vermieden werden, sagten selbst Vertreter der Solarbranche und stellten eine moderate, zusätzliche Einmalkürzung in Aussicht.

Es hätten geräuschlose, schnelle Verhandlungen werden können, um dann auf die wesentlichen Fragen zu kommen: die der Industriepolitik. Wie kann Deutschland seine Spitzenposition in der Solarindustrie behaupten? Braucht es eine Art Rettungsschirm für deutsche Solarunternehmen, bis sich die weltweite Überproduktion gelegt hat? Wie können Anreize gesetzt werden, Solarstrom dort zu produzieren, wo er das Netz entlastet? Sollen besser sozial Schwache statt die Großindustrie von den Kosten der Energiewende entlastet werden? Wie werden die Preissenkungen, die Solarstrom an der Strombörse verursacht, an die Verbraucher weitergegeben?

Bild: taz
Ingo Arzt

ist Redakteur im Ressort Wirtschaft und Umwelt der taz.

Stattdessen kommt es nun zu einer abrupten, absurd hohen Kürzung der Sätze bereits im April. Die daraus resultierenden Ersparnisse für die privaten Stromverbraucher sind kaum messbar, das politische Signal verheerend: Deutschland macht Energiewende, und die Regierung spielt mit einer der wichtigsten Schlüsselindustrien Jo-Jo.

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Ingo Arzt
ehem. Wirtschaftsredakteur
Beschäftigte sich für die taz mit der Corona-Pandemie und Impfstoffen, Klimawandel und Energie- und Finanzmärkten. Seit Mitte 2021 nicht mehr bei der taz.
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5 Kommentare

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  • M
    Muhkuh

    "Wie werden die Preissenkungen, die Solarstrom an der Strombörse verursacht, an die Verbraucher weitergegeben?"

     

    Gar nicht...weil der Strom einfach nur für die Katz produziert worden ist. Mittags braucht halt keiner 100 Gigawatt Strom. Dann haben Dächer und Windmühlen 20 GW fürn Arsch produziert. Und die Preise fallen natürlich auch ins Bodenlose. Im Moment kann man sagen, dass das noch kein supergroßes Problem ist (an ausgewählten Tagen aber schon); bei dem rasanten Ausbau, den sie bei einer zu hohen Vergütung haben, wird es aber zunehmend schlimmer werden.

     

    Sie können den Strom natürlich versuchen zu speichern. Das kostet eine ganze Stange Geld. Vor allem weil sich der tolle dezentrale PVstrom irgendwo zentral irgendwo in Norwegen gespeichert werden soll, sich deshalb erstmal durch das marode Niederspannungsnetz ins Mittel und dann ins noch zu ausbauende Hochspannungsnetz quälen muss. Oder im Erdgasnetz. Lohnt sich alles nur, wenn der Strom echt billig ist.

     

    Solange wir keine Speicher haben, können Sie Mittags exawattstundenweise Strom produzieren. Er ist einfach nichts wert. Und deswegen führt er auch nicht zu Preissenkungen. Ganz einfach.

  • M
    mat

    Dat Merkel löst damit doch nur das Dilemma ihrer Regierung, welches durch den Atomausstieg verursacht wurde: "Spenden" von den großen Atomstromern bekommen, die nun der Laufzeitverlängerung hinterherheulen. Sie erfüllt dadurch lediglich ihre Seite des Deals. Klientelpolitik pur, imho.

  • W
    Waage

    @IJoe

     

    Zitat: "(...)nicht mal 2 Prozent(...)"

     

    Besorg dir mal aktuelle Zahlen.

    Mir persönlich wäre es ja peinlich über 3Jahre alte Zahlen zu bringen.

     

    Wahrscheinlich hast du die bei S.P.O.N. "schlau" gemacht, die hantieren da immer noch mit Grafiken, Tabellen und Schaubilder von 2008 rum.

     

    Wenn ihr argumentativ nicht mehr drauf habt...vergesst es!

     

    Grüße (von einem Bürger)

  • T
    Toni

    "Wie werden die Preissenkungen, die Solarstrom an der Strombörse verursacht, an die Verbraucher weitergegeben?"

     

    Indem die Strompreise erhöht werden, weil die Stromanbieter es können und nen Scheiß auf alle geben.

     

     

    @IJOE:

    *Da sagts doch einer mal: die Subventionen werden vom Verbraucher bezahlt.

    Damit nicht mal 2 Prozent der Stromerzeugung mit Milliarden gepampert wird.

    Die Solarlobby hat gut gearbeitet, um sich reich und den Bürger ärmer zu machen.*

     

    Und wer glauben sie bezahlt die Endlagerung des Atommülls? Die Wiederaufbereitung? Die Nuklearforschung? Und bei einem Unfall die Schäden? Sicherlich NICHT die Kraftwerksbetreiber. Schonmal was vom Kohlepfennig gehört?

     

    Zitat Wiki: "Solarstrom verursacht geringere Umweltschäden als Energie aus Öl, Kohle, Gas oder Atomkraft. Photovoltaik senkt daher die externen Kosten der Energieerzeugung. Nach Aussagen des US-Wirtschaftsnobelpreisträgers Paul Krugman steht Photovoltaik aufgrund sinkender Modulkosten kurz vor ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Dies gelte umso mehr, wenn die externen Kosten der fossilen Energieträger in den Preisen berücksichtigt würden.

    [...]

    Die Spitzenpreise für Strom sind in den letzten Jahren parallel zum Ausbau der Solarenergie im Vergleich zum Durchschnittspreis stark zurückgegangen. Im Sommer sind die früheren Tagesspitzen weitgehend verschwunden. Weil Solarstrom die Großhandelspreise drückt, entgehen den Konzernen beträchtliche Einnahmen. Die energieintensive Industrie profitiert: Sie kann ihren Strom günstiger einkaufen."

     

    Es werden viel mehr Milliarden in den Sand gesetzt als Förderung in sinnvolle Themen investiert.

  • I
    IJoe

    "Die daraus resultierenden Ersparnisse für die privaten Stromverbraucher". Da sagts doch einer mal: die Subventionen werden vom Verbraucher bezahlt.

    Damit nicht mal 2 Prozent der Stromerzeugung mit Milliarden gepampert wird.

    Die Solarlobby hat gut gearbeitet, um sich reich und den Bürger ärmer zu machen.