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Kommentar SolarenergieHistorie der Fehleinschätzung

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Die sogenannten Prognosen der etablierten Stromwirtschaft taugen nichts, da sie vor allem eins sind: interessengeleitet. Die Geschichte der erneuerbaren Energien ist eine Erfolgsstory.

W as hat man sich in der Vergangenheit nicht alles anhören müssen über die erneuerbaren Energien. Die Stromwirtschaft verhöhnte den Ökostrom noch in den frühen Neunzigerjahren in Anzeigen mit den Worten: "Die fangen den Wind ein und melken die Sonne? - Wer solchen Beschäftigungen nachgeht, der fängt sich auch Witze ein."

Bild: privat

Bernward Janzing ist studierter Geowissenschaftler und arbeitet als freier Journalist in Freiburg. Die Energiemärkte sowie die effiziente - und kostensparende - Nutzung von Energie zählen seit Jahren zu den Schwerpunkten seiner Arbeit.

Der "Informationskreis Kernenergie" rechnete unterdessen vor, dass ein Anteil von einem Prozent Windstrom, wie ihn Dänemark seinerzeit erreichte, "in der Bundesrepublik wegen anderer klimatischer Bedingungen" nicht möglich sei. Tatsächlich nähern wie uns heute den sieben Prozent an.

Zum ständigen Repertoire der Kohle- und Atomlobby gehörte auch stets die Aussage, dass Solarstrom viel zu teuer sei. Und jetzt rechnen ausgerechnet Banker im Rahmen einer Studie vor, dass Solarstrom schon in wenigen Jahren billiger sein wird als der fossil-atomare Mix aus der Streckdose. Und sie legen dar, dass sich der CO2-Ausstoß mit Sonnenenergie billiger vermeiden lässt als durch CO2-Deponierung der Kohleabgase im Untergrund.

Längst lässt sich bilanzieren: Die Historie der erneuerbaren Energien ist eine Historie der Fehleinschätzungen seitens der etablierten Stromwirtschaft. Ob vorsätzlich oder in grotesker Unkenntnis der Materie sei dahingestellt, entscheidend ist vielmehr die Erkenntnis, dass die sogenannten Prognosen der etablierten Stromwirtschaft nicht taugen, da sie vor allem eins sind: interessengeleitet.

Nächstes Beispiel hierfür ist die vorausgesagte Stromlücke, die durch den Atomausstieg entstehen soll. Zu dieser aber wird es angesichts des sicheren Booms des Ökostroms nicht kommen. Die Prognosen der Befürworter des Ökostroms übrigens haben sich in der Vergangenheit immer als recht präzise erwiesen.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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4 Kommentare

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  • S
    Sonnenschein

    Solarstrom ist so zuverlässig wie die Sonne am Himmel. Wir können also noch etwas 4 Milliarden Jahre mit Ihr rechnen.

    Großflächig vernetzt sind Solaranlagen die sicherste Stromquelle von allen

  • BG
    Bürger G.

    Das Problem eines Bernward Janzing, der taz und vieler ihrer leser ist es, immer wieder den großen konzernen ihre "Marktmacht" vorzuwerfen ohne die versorungssicherheit zu sehen! Werden tausend kleine regionale anbieter denn auch garantieren 24h am tag strom zu liefern?!

     

    Die Aussage, dass Solarworld (bekannt von schwachsinnigen bemerkungen z.B. Opel kaufen zu wollen, für einen Euro!) in "wenigen Jahren" einen Stromspeicher für "Kleinanlagen" serienmäßig auf den Markt zu bringen ist natürlich der ANFANG eines richtigen weges, aber, die SPD die Grünen und die Linke, wollen bis 2020 alle deutschen Kernkraftwerke abstellen und keine Kohlekraftwerke mehr bauen! Bis dahin ist Solarworld mit sicherheit nicht so weit....

    ....denken wir 40 Jahre voraus, vielleicht haben wir es dann, aber nicht in 10 Jahren! Bis dahin brauchen wir Kern- und kohleenergie!

  • N
    nicolo

    @ Von Bürger G.

     

    Es ist immer sehr zielführend, meinen etwas widerlegen zu müssen, was niemand behauptet hat?!

    Im Kommentar der TAZ wird jedenfalls nicht behauptet, das Solarstrom Grundlaststrom sei. Die Kernaussagen stimmen aber. Die Entwicklung der Erneuerbaren Energien ist von den Energiekonzernen unterschätzt worden. Das haben diese mittlerweile auch unumwunden zugegeben. Im Gleichklang wurde die Preisentwicklung bei Kohle, Gas und Öl systematisch unterschätzt.

     

    Im Zusammenwirken mit Stromspeichern und/ oder einem Mix von anderen Energieträgern kann allerdings mit Photovoltaikstrom sehr wohl die Grundlast (mit)abgedeckt werden. Solarworld hat vor kurzem zugesagt, in wenigen Jahren einen Stromspeicher für Kleinanlagen serienmäßig auf den Markt zu bringen (und dabei die Strompreise aus dem Netz rechnerisch unterbieten zu können). Eigentlich müßten alle froh sein bei solchen Aussichten. Dann wäre mal ein wirkliches Vehikel für die Begrenzung der Marktmacht der Stromkonzerne gegeben. Warten wir mal ab, was passieren wird?!

  • BG
    Bürger G.

    es langweilt langsam: Solarstrom ist kein GRUNDLASTSTROM! Sondern Zufallsstrom, den man so nicht gebrauchen kann, wenn man gleichzeitig aus Kohle und Kernenergie aussteigen möchte!

    In Verbindung mit den benötigten Stromspeichern sieht es wieder ganz ganz bescheiden aus für die Sonnenenergie, die angeblich keine Rechnung schreibt! Aufwachen und Denken anfangen!