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Kommentar SeehoferDie Fehlbesetzung

Kommentar von Bernhard Hübner

Auch Seehofer liebt die Show in Berlin, doch er sagt schon seit Monaten, dass ihm der Job als Landesvater eigentlich kaum Spaß mache. Und Erfolge kann er keine vorweisen.

M arkus Rinderspacher, der junge Fraktionschef, soll den Absturz der SPD im Freistaat stoppen. Und das könnte tatsächlich klappen. Der politische Gegner macht nämlich derzeit niemandem Angst.

Denn in der CSU diskutiert man nicht mehr, ob Horst Seehofer abtreten muss, sondern wie viele Wochen es noch bis dahin dauert. Nachdem er eine Erkältung verschleppt hat, orakelt die Bild-Zeitung genüsslich über seinen desolaten Gesundheitszustand. Journalisten lieben solche dramatischen Geschichten.

Doch der Grund für die Krise der CSU ist banaler: Seehofer mag ein solider Parteichef sein, er ist ein erbärmlicher Ministerpräsident. Seine Einsetzung beruhte auf einem katastrophalen Missverständnis: der Annahme, die bayerischen Bürger wählten die CSU wegen ihrer krachledernen Politshow. In Wahrheit haben die Menschen das nur toleriert, solange die CSU daheim in Bayern eine solide Sachpolitik machte.

Anfang der 1990er-Jahre drohte ja schon einmal der Absturz. Dann wurde Stoiber Ministerpräsident. In den ersten Jahren modernisierte er Bayern radikal. Aus seiner erfolgreichen Landespolitik zog Stoiber die Kraft für seine arroganten Auftritte in der Bundespolitik.

Auch Seehofer liebt die Show in Berlin, doch er sagt schon seit Monaten, dass ihm der Job als Landesvater eigentlich kaum Spaß mache. Und Erfolge kann er keine vorweisen. In den Randgebieten des Freistaats sterben die Städte aus. Schon wenige Kilometer von München entfernt fehlt es an Infrastruktur, wie Breitbandanschlüssen. Das hoch selektive bayerische Schulsystem ist schon lange nicht mehr zeitgemäß. Und selbst wenn Seehofer wie bei Quelle ein Thema zur Chefsache erklärt, scheitert er erbärmlich.

Mit Stoiber spielte der Freistaat in der Champions League. Heute reicht es nur noch für die Regionalliga. Für Bayern, für die CSU und besonders für ihren Vorsitzenden.

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3 Kommentare

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  • B
    Bayerundstolz

    Ich halte ehemals mögliche Quellerettung mit den Worten "erbärmlich scheitern" zu umschreiben.

    Man kann auch eine Firma vermeintlich retten und dennoch umso mehr scheitern.siehe: Herr Schröder und seine Philipp Holzmann AG.

    Manchmal ist eine geordnete Insolvenz besser. Herr Seehofer verdient grossen Respekt, dass er nicht der populistischen aber unsinnigen Versuchung erlag, Quelle auf Teufel-komm-raus zu retten.

    Er wird dafür andere Konjunkturprogramme in der Region starten.

    Eine Teufel-komm-raus-Rettung von Quelle hätte vor allem Frau Schickedanz geholfen; den einfachen Bürgern Bayerns kann durch eine zielgerichtete Wirtschaftförderung besser geholfen werden. Diese wird von Herrn Seehofer schon seit langer Zeit geleistet.

     

    Ausserdem ist Bayern immer noch anderen Bundesländern in vielen Bereichen weit voraus.

  • S
    SichinBayernauskennen

    Der Aussage des Artikels is a Schmarrn. Der Seehofer ist nicht unerfolgreich. Bei den Berliner Koaliationsverhandlungen konnte die CSU sehr viel ihrer Vorstellungen durchdrücken.

     

    "Mit Stoiber spielte der Freistaat in der Champions League. Heute reicht es nur noch für die Regionalliga."

     

    Was soll denn der Satz?

     

    Eine gute Politik muss nicht immer laut und bombastisch sein, wie es sie in den letzten Jahren des Herrn Stoibers war. Bayern hat jetzt vielleicht weniger vermeintliche Leuchtturmprojekte wie unter Stoiber (Transrapid).

    Dafür eine sehr gute und leise Sachpolitik.

     

    Ich finde den Seehofer super.

  • A
    AlpenSepp

    Herr Hübner, auch wenn ich kein CSU oder gar Seehofer-Fan bin, aber die Mißstände, die Sie in Bayern aufzählen, gab es auch schon bei Stoiber, dazu ist Seehofer nun wirklich zu kurz im Amt. Also nix mit der Champions-Liga bei Stoiber. Seine sogen. Modernisierung Bayerns ist in vielen Fällen zweifelhaft, zB die hektische, völlig unvorbereitete Einführung des G8 und aus bestimmten Gründen der Abstieg der Hauptschulen. Keine nachträgliche Idealisierung von Ede Stoiber, das hat er nicht verdient.Das Management war allerdings besser.

    Stoiber, wie seinen Nachfolgern Beckstein und Seehofer, kann man vorwerfen, diese Mißstände zu ignorieren.

    Allerdings ist die bayerische SPD keinen Deut besser. Diese sonnt sich selbstverliebt in ihren Wahlsiegen die in Wirklichkeit Niederlagen sind. Behauptet gar, so jüngst die neue SPD-Generalsekretärin, dass die Bürger die SPD-Arbeit honorieren würden. Dabei ist die SPD in Bayern mit 16,8 % marginalisiert.

    Beide Parteien, CSU wie SPD (beide auch unter neuer Führung), haben keinerlei Kontakt zur Lebenswirklich von Millionen Menschen in Bayern.