piwik no script img

Kommentar SchulzeitverkürzungNicht ins Leben hetzen

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Jetzt geht es darum, jedem Kind den bestmöglichsten Abschluss zu ermöglichen. Aber die Behörde macht die Fluchtwege vom Abitur nach acht Jahren dicht.

H ier klagen die Richtigen, könnte man denken. Die Mitstreiter der Initiative "Wir wollen lernen", die 2010 per Volksentscheid das längere gemeinsame Lernen vom Gymnasiums- und Stadtteilschülern verhinderten, wollen nun, dass ihre Kinder zu Stadtteilschul-Bedingungen Abitur machen können. Dabei sind Eltern selber schuld, wenn sie ihre Kinder nicht gleich dort hingeben.

Das ist teilweise richtig. Andererseits haben sich weder Eltern noch Schüler das Turbo-Abitur gewünscht. Dass die Primarschule in der Eltern-Akzeptanz scheiterte, mag auch an der rücksichtlosen Art gelegen haben, wie kurz zuvor die Schulzeitverkürzung durchgesetzt wurde.

Jetzt geht es darum, jedem Kind den bestmöglichsten Abschluss zu ermöglichen. Aber die Behörde macht Fluchtwege vom Turbo-Abi dicht - in der Erwartung, dass die Schüler es irgendwie schaffen oder abgehen und den Bedarf der Wirtschaft nach guten Lehrlingen decken.

Es bringt aber nichts, die jungen Leute ins Leben zu hetzen. Das Geld für ein 13. Schuljahr an der Stadtteilschule ist dagegen gut investiert. Sitzenbleiben als Bestrafung von Kindern sollte zwar abgeschafft werden. Eine freiwillige Verlängerung der Lernzeit aber sollte keinem Kind verwehrt werden. Die "Vorteile", die sich Schüler so verschaffen, sind auch gesellschaftlicher Gewinn.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!