Kommentar Schulwahl: Aussieben ist keine Lösung
Die Anmeldung nach Schulweglänge verhindert soziale Auslese durch die Schulen, löst aber nicht alle Probleme.
F ür einige Eltern stellt die diesjährige Anmelderunde eine besondere Härte dar. Gab es vier Jahre lang im Rahmen des Schulversuchs eine gute Chance, sein Kind an weiter entfernten Reformschulen anzumelden, ist dies nun nur noch möglich, wenn die Kinder vor Ort versorgt und Plätze frei sind.
Die Entscheidung, diese Ausnahmeregel nicht zu verlängern, war richtig. Um es klar zu stellen: Wir reden hier über eine Hand voll Schulen. Nur sie durften die Hälfte der Kinder nach eigenen Kriterien auswählen.
Würde dieses Verfahren in die Fläche übertragen, hätte dies unkalkulierbare Folgen. Die Gefahr ist auf Dauer zu groß, dass sich einige Schulen die Rosinen rauspicken und andere das Nachsehen haben. Und dass manche Kinder nicht mal mehr an der Stadtteilschule nebenan erwünscht sind, weil ihre Leistungen nicht passen.
Und doch hat der Schulsenator ein Grundproblem nicht gelöst. Damit Unterricht an Stadtteilschulen gut funktioniert, ist eine gute Leistungsmischung nötig. Doch eine Lizenz zum Aussieben, wenn auch nur bis Klasse 6, haben nach wie vor nur die Gymnasien, deren Anteil Jahr für Jahr steigt. Hier steckt die Politik in einem Dilemma.
Harte Lösungen, wie eine Verknappung der Gymnasiumsplätze, sind nicht durchsetzbar. Im Idealfall melden Eltern Kinder mit guten Noten lieber an der Stadtteilschule an, weil sie die bessere Pädagogik bieten. Gegen eine solche Wander-Bewegung hat niemand etwas. Man könnte ganz pragmatisch vorgehen und diesen Schulen erlauben, ihre Kapazitäten zu erweitern.
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