piwik no script img

Kommentar: Schulvolksbegehren gescheitertScheitern als Chance

Kommentar von Benno Schirrmeister

Trotz Unterstützung durch SPD, Grüne und Die Linke ist das niedersächsische Schul-Volksbegehren. Das sichert der Opposition ein starkes Wahlkampf-Thema - und schützt vor inhaltlichen Schwächen des Bürger-Entwurfs.

W ie eine Klatsche für die niedersächsische Opposition könnte das Scheitern des Schul-Volksbegehrens wirken: Nicht mal die Hälfte der notwendigen 608.000 Unterschriften haben die InitiatorInnen gesammelt - trotz Unterstützung durch SPD, Grüne und Die Linke.

Doch das Gegenteil stimmt. Denn einerseits ist die Hürde für Volksbegehren in Niedersachsen durchs Zusammenspiel von Geografie und Quorum kaum zu meistern. Andererseits hat das Volksbegehren sich zu stark auf seinen Anlass kapriziert, also die Einführung des so genannten Turbo-Abiturs: Auch wenn die InitiatorInnen ganz allgemein "gute Schulen" als Ziel ausgaben, präsentierten sie doch als wichtigstes Mittel die Rückkehr vom zwölf- zum 13-Jahre-Jahre-Abi.

Das war kaum einleuchtend: Neun Jahre Knast bewirken auch keine besseren Haftbedingungen, als acht. Und die Nachteile waren offenkundig: Die Rückkehr hätte einen Ausbruch aus einem Zeitraster bedeutet, das mit fast ganz Europa kompatibel ist - auch mit Pisa-Sieger Finnland. Und trotzdem haben gut 250.000 WählerInnen für den Volksbegehrens-Entwurf unterschrieben. Das zeigt: Die Unzufriedenheit mit der Schulpolitik ist erheblich.

Eine Viertelmillion - kaum mehr Stimmen trennten CDU und SPD bei der Landtagswahl 2008. Bildung wird deshalb zwar nicht zum alles beherrschenden Wahlkampfthema. Aber zu einem, das entscheidend mobilisieren kann.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Reporter und Redakteur
Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!