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Kommentar SchnüffelskandaleDie bespitzelte Gesellschaft

Daniel Schulz
Kommentar von Daniel Schulz

Der Schutzwall um die Privatspäre ist inzwischen sehr löchrig geworden. Es wird daher Zeit, darüber zu reden, ob nicht eine transparentere Gesellschaft erstrebenswert ist.

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Daniel Schulz
Reportage und Recherche
Redakteur im Ressort Reportage und Recherche. Autor von "Wir waren wie Brüder" (Hanser Berlin 2022) und "Ich höre keine Sirenen mehr. Krieg und Alltag in der Ukraine" (Siedler 2023). Reporterpreis 2018, Theodor-Wolff-Preis 2019, Auszeichnung zum Team des Jahres 2019 zusammen mit den besten Kolleg:innen der Welt für die Recherchen zum Hannibal-Komplex.
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9 Kommentare

 / 
  • O
    ossiene

    Solange der Mensch seinen negativen Eigenschaften

    noch so wenig entwachsen ist, ist sie Informationen zum Privatleben des "Nachbarn"

    nicht würdig.

     

    Der (oft unbewusste) Zwang zur Verurteilung anderer Meinungen und (auch vermeintlich) nicht akzeptabler Taten ist leider noch zu ausgeprägt.

     

    Frust, Neid, uneingestandene Aggressionen sind u.A. der Motor, der die Verfolgung anderer Menschen fördert.

     

    Wir sind noch nicht soweit. Leider.

     

    Und nb: Was ist bloss aus der taz geworden-seufz- Auch leider.

  • K
    Kommentator

    Nachtrag:

     

    Diskussionswürdig ist der Vorschlag vollständiger Transparenz sicher, Wenn dann auch endlich gefordert wird, dass:

     

    - Geheimsitzungen in der Politik, Geheimdienste, Geheimgesellschaften (die eh nur zu missverständnissen führen), Steuergeheimnis, nebentätigkeiten von politikern u.v.v.m gelüftet werden.

     

    Erst dann wäre auch ich als Bürger bereit etwas von meiner Privatsphäre abzugeben.

     

    Das Problem heißt hier: Asymmetrie.

    (@Ludwig: 100& d`accord)

     

    Ansonsten: Pervers das gerade jetzt zu fordern wo der Überwachungsstaat installiert werden soll.

  • K
    Kommentator

    @ Dabiel Schultz (Autor)

    Guter Kommentar/Argumenatation, aber:

     

    - die Medien sind mit Schuld daran.

    Datenschutz ist Teil des Phänomens Überwachungsstaatlichkeit und der Repression, was dauernd verschwiegen wird.

     

    DIE (!) Medien sehn diesen Zusammenhang äußerst selten bis nie.

    "Was sind Grundrechte wert ?" müsste die Frage lauten.

     

    - Ebenfalls wurde der massive Protest in Berlin Ende letzten Jahres mit vielen zigtausend Menschen von den Medien - auch von euch - heruntergespielt auf zehntausend, was glatt erlogen war.

    Die Straße des 17. Juni war fast voll bis zum Brandeburger Tor.

     

    In Deutshcland ist es so, dass fast alle obrigkeitshörig sind: von den Bürgern bis zu den Medien.

     

    DAS muss sich ändern, wobei die Medien hier in unserer Infosgesellschaft DIE zentrale Rolle einnehmen müssen.

    Das fängt mit Kritik, Kontextwissen und reflektertem Sprachgebaruach ("Datenschützer-Demo" als allg. gewählte Verniedlichung) an und hört bei Jornalisten-Protesten auf.

    Gerade IHR seid betroffen, nicht nur der Rest.

     

    mfg,

    Kommentator.

  • NO
    no one

    Ich hoffe für die Taz, dass dieser Kommentar nicht ernst gemeint ist. Das ist ja nicht zu fassen.

     

    Bevormundung durch den Staat, Vorwand hierfür die Unterstellung fehlender Kompetenzen der Bürger???

     

    Demnächst plädieren wir wohl dafür es wie UK zu machen und Demonstranten für eine Demo bezahlehn zu lassen.

     

    Außerdem darf jeder festgenommen oder dessen Wohnung aufgebrochen und umdekoriert werden, wenn der Staat dies meint oder wütende Demonstranten das wollen.

     

    Lieber Daniel Schulz, rudern Sie schnell zurück.

  • E
    Elvenpath

    Wer so eine Gesellschaft erstrebenswert findet, kann gerne mit seinem Beispiel voran gehen.

    Nicht akzeptabel, weil es gegen die Grundrechte eines Menschen verstößt, ist aber aber eine Verpflichtung dazu, egal ob per Gesetz oder per gesellschaftlichem Druck.

     

    Zudem müsste sichergestellt sein, dass nicht jeder noch so kleine Verstoß gegen irgendwelche Gesetze oder gesellschaftliche Normen geahndet wird, denn sonst gibt es nur Terror und Angst.

     

     

    So long...

  • RC
    Ricardo Cristof Remmert-Fontes

    Moin Daniel,

     

    interessante These. Aber nein, wenn sich das Konstrukt der "Transparent society" (vgl. David Brin) anschaut, dann kann man feststellen, daß es, nun, konstruiert ist.

     

    Der Mensch braucht in bestimmten Bereichen Transparenz, es ist Teil sozialer Interaktion: man öffnet sich dem Gesprächspartner, Freunden, Familie, um eine Kommunikation überhaupt zu ermöglichen. Ja, Kommunikation ist ja ein Instrument zur Herstellung von Transparenz. Der Mensch muss und will sich mitteilen, um sozial zu interagieren. Natürlich.

     

    Persönlichkeitsbildung und Selbstbewußtwerdung findet in dieser Kommunikation statt.

     

    Aber diese Persönlichkeitsbildung benötigt auch Phasen der Reflexion ohne äußere Reizeinwirkung. Der Mensch braucht dafür Rückzugsräume, die Privatsphäre also, um sich nicht im externen Bezugsrahmen zu verlieren, um die Persönlichkeitsdefinition nicht vollständig zu externalisieren. Denn ein Individuum wäre kein Individuum, wenn es nicht zwischen internalisiertem und externalisierten Leben, zwischen Innen- und Aussenwelt unterscheiden könnte.

     

    Die vollständig transparente Gesellschaft wäre die Aufgabe des Individuellen Bewußtseins zugunsten eines Kollektivbewußtseins. Eine Schwarmintelligenz also, oder besser: eine difusse Bewußtseinswolke. Davon sind wir aber evolutionär möglicherweise Millionen Jahre weit entfernt, wenn es denn überhaupt möglich wäre. Der Wunsch also nacheiner vollständig transparenten Gesellschaft also ist in der Konsequenz der Wunsch nach Selbstaufgabe, nach einem irgendwie gearteten globalen Kollektivbewußtsein. Mithin ist es ein esoterischer Wunsch.

     

    Wir aber müssen die Lebenswirklichkeit und die rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen an diese Lebenswirklichkeit anpassend, gestalten. Im Hier und Jetzt, unter Berücksichtigung "natürlich gegebener" Bedürfnisse. Dazu zählt das Menschenrecht auf Privatsphäre, privaten Raum, private Kommunikation.

     

    Und natürlich muss es eine Gewissens- und GedAnkenfreiheit geben können, die mit einer Abschaffung des Privaten nicht möglich wäre: Beteiligung an Gesellschaft und Gemeinschaft ist ja auch immer Lösungssuche. Und doese Lösungssuche muss sich im Gedanklichen frei von Restriktionen entwickeln können, bis sie reif zur Diskussion ist. Lösungsorientiertes Arbeiten allerdings bedeutet immer, daß alle möglichen Lösungsansätze in Erwägung gezogen werden (müssen), um die Tauglichen Lösungen zu ermitteln. Und das bedeutet auch, daß die Vernunft uns nachgerade dazu zwingt, auch möglicherweise schädliche Lösungsansätze zu debken - und sei es, sie fundiert widerlegen zu können.

     

    Wenn es aber die totale Transparenz gäbe, müsste schon die gedankliche Beschäftigung mit schädlichen (oder strafrechtlich relevanten) Ansätzen geahndet werden, denn die der Gedanke wäre öffentlich und damit eine konkrete potentielle Bedrohung, aug die zu reagieren wäre. Die Gedanken müssen also in einer demokratischen Gesellschaft frei sein, nicht nur aus ethischen erwägungen, sondern auch aus Gründen der Lösungseffizienz.

     

    Nun, und leztenendes ist das Geheimnis der Hort der Romantik, der Raum, in dem Träume sich entfalten können. Und was wäre das Leben ohne Romantik und ohne Träume?

     

    Die Welt wäre steril und tot.

     

    Viele Grüße,

    Ricardo Cristof Remmert-Fontes

    Aktionsbündnis Freiheit statt Angst

  • RK
    R. Klees

    Dass sich die "Mehrheit der Deutschen [...], die sich um die Zukunft des Datenschutzes sorgt" nicht oder nur wenig artikuliert, mag richtig sein. Das ist aber bei vielen anderen Themen nicht anders. Das lässt am Wert der Umfrage oder an der Artikulationsfähigkeit der Deutschen zweifeln, sagt aber wenig über den Begriff der Privatsphäre. Es ist richtig, was Schulz über die Privatsphäre sagt. Seine Frage "warum reden wir dann so wenig darüber?" würde ich so beantworten: weil viele Bürger ihre Demokratie nicht mehr zu schätzen wissen; weil einige Zeit nach der Erfindung der Talkshow das Wissen darüber, dass etwa peinlich sein kann, scheinbar verschwunden ist; weil wir überhaupt nur wenig über Politik und die Zukunft unserer Gesellschaft reden. Wir lassen reden.

  • L
    Ludwig

    Der Haken an Ihrer These, Herr Schulz: wenn der Tag kommt, an dem die Mächtigen alles über uns wissen und uns bis zum letzten Schamhaar beobachten können, werden sie selbst sich von uns trotzdem nicht "genauer betrachten lassen".

    Es wäre eine sehr einseitige Angelegenheit.Deshalb: kein Überwachungsstaat.

  • H
    Horst

    Dass die Taz sich um die Privatsphäre sorgt ist schon ironisch.

     

    Bei Steuern und Bankgeheimnis habe ich keinen Aufschrei vernommen.

     

    Datenschutz muss mit einer gesetzlicher Verpflichtung versehen, der allen Werbeunternehmen die Löschung vorschreibt, ersatzweise Haftstrafe für die Geschäftsführer nicht unter 1 Jahr.

     

    Die könnte durch einen Datenschutzprüfer verwirklicht werden.