Kommentar: Schanzenfest-Nachwehen: Verfehlte Schuldzuweisung

Es ging nicht um Strafverfolgung, als Wasserwerfer über die Piazza fegten - die Angreifer waren anderswo.

So etwas ist selten. Weil sie das heiß umkämpfte Fest so nett und gesittet über die Bühne gebracht hätten, loben die Medien die Organisatoren den Schanzenfestes - und die ganze autonome Szene gleich mit: Wo es kleine Probleme gegeben habe, hätten die schwarz gewandeten Sheriffs selbst eingegriffen, das schreiben nun sogar jene Blätter, die zuvor das Allerschlimmste an die Wand gemalt hatten: Alles hätte ganz toll sein können am vergangenen Samstag - hätten nicht "erlebnisorientierte Jugendliche" Krawall gemacht und die Lerchenwache angegriffen.

Nun aber melden sich die Helden der Schanze zu Wort und sagen, dass dies ein verzerrtes Bild sei und nicht einmal die halbe Wahrheit. Das wiederum ist nicht nur selten, sondern mutig - und notwendig: In der Tat wären die Ereignisse vom Wochenende falsch aufgearbeitet, gäbe man allein einer Gruppe von Vorort-Jugendlichen die Schuld an den Krawallen.

Unbestritten ist, dass eine Gruppe Unbekannter das Polizeirevier Lerchenwache angegriffen hat. Die Eskalation ist jedoch von der Polizei ausgelöst worden, wie jetzt auch Tonband-Mitschnitte belegen: Es ging nie um Strafverfolgung, als Wasserwerfer über die Piazza fegten - die Angreifer waren in die entgegengesetzte Richtung geflüchtet. Das sollte die Bürgerschaft beachten, wenn sie sich heute mit den Krawallen beschäftigt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.