Kommentar Röder-Nachfolge: Nichts für Politromantiker
Am Wintergate des Berndt Röder zeigt sich mal wieder der eiskalte Umgang, der in Hamburgs CDU gepflegt wird.
D as hat alles schon sehr viel mit Heuchelei der gehobenen Art zu tun. Am Wintergate des Berndt Röder zeigt sich mal wieder der eiskalte Umgang, der in Hamburgs CDU gepflegt wird. Auf Kosten zweier Verlierer: Röder und der Fraktionschef Frank Schira.
Röder war schon seit Tagen als oberster Repräsentant der Bürgerschaft nicht mehr tragbar gewesen, doch mächtige Arme hielten ihn noch im Amt. Christoph Ahlhaus und Michael Freytag verhinderten am vorigen Mittwoch, dass Schira Röder vor die Tür setzte. Röder ist CDUNord, Innensenator Ahlhaus ist dort Vorsitzender, Landeschef und Finanzsenator Freytag war sein Vorgänger: Man kennt sich.
In der CDU spielt es eben keine Rolle, dass zwei Senatoren und Parteihierarchen der Bürgerschaftsfraktion und deren Vorsitzendem eine Personalentscheidung, nun ja: nahe legten. Und es spielt auch keine Rolle, dass nämliche Senatoren und Parteihierarchen auf Anraten des Bürgermeisters drei Tage später Röder die Demission, nun ja: nahe legten. Gewaltenteilung ist etwas für Politromantiker.
Auf Röders Glatteis ist auch Schira mächtig ins Schlittern gekommen. Seine Ambitionen, Parteichef und Bürgermeister zu werden, wurden schmerzhaft gedämpft. Er steht jetzt da als einer, mit dem Parteihierarchen nach Belieben Schlitten fahren können.
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