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Kommentar RatingagenturenGlaubwürdiges Rating gesucht

Hannes Koch
Kommentar von Hannes Koch

Ratingagenturen müssen in Zukunft mehr Auskünfte über ihr Tun geben. Das ist gut. Besser wäre eine unabhängige internationale Agentur.

D ie Stiftung Warentest ist bei Verbrauchern so beliebt, weil man ihr glaubt, was sie sagt. Wenn sie eine Digitalkamera als „sehr gut“ bewertet, dann nicht, weil der Hersteller für das Lob bezahlt hat. Die Stiftung ist unabhängig und finanziert ihre Test aus eigenem und öffentlichem Geld.

Eine ähnliche Institution sollte es für die internationalen Finanzmärkte ebenfalls geben. Leider besteht auch nach dem jüngsten Regulierungsversuch der Europäischen Union wenig Aussicht, dass es bald dazu kommt.

Ratingagenturen bewerten die Bonität von Unternehmen und Staaten. Sie entscheiden mit über das Schicksal von Hunderttausenden Beschäftigten und Millionen Staatsbürgern. Eines der Probleme: Bei der Bewertung von Aktien und Staatsanleihen urteilen die drei beherrschenden privaten Agenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch nicht unabhängig, sondern oft gewinnorientiert, intransparent und interessengeleitet.

Bild: taz
Hannes Koch

ist Autor der taz.

Dem schieben EU-Kommission und EU-Parlament jetzt teilweise einen Riegel vor. So müssen die Bewertungsfirmen künftig zum Jahresende festlegen, an welchen drei Freitagen des kommenden Jahres sie Ratings für Staatsanleihen herausgeben. Diese Festlegung verhindert, dass die Agenturen beispielsweise die Bonität verschuldeter Staaten gerade dann herabstufen, wenn diese ein Reformprogramm starten. Mehr als einmal haben solche Ratings sinnvollen Reformprozessen massiv geschadet.

Diese Regulierung ist richtig. Wünschenswert wäre allerdings: eine große, internationale und unabhängige Ratingagentur, etwa auf der Basis einer Stiftung. Dazu steht in dem aktuellen Kompromiss zwischen Parlament und Kommission wenig Konkretes. Merkwürdig: Dass Verbraucher und Investoren statt Finanzhokuspokus glaubwürdige Qualitätsbewertungen verlangen, liegt auf der Hand.

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Hannes Koch
Freier Autor
Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.
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3 Kommentare

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  • B
    Burleske

    Alles was der Mensch nicht braucht,das kostet viel Geld. Generell, die Hybris abbauen, dann wird man sich wundern, was plötzlich für ein Geld da ist. Man sollte sich weniger darüber aufregen, was der Sozialstaat kostet-, lieber darüber aufregen, was die Sesselfurzer-Organisationen, die sich einbilden: man brauche sie-, für ein Geld kosten. Sesselfurzer und Politik,aber,sitzen meist in einem Boot. "Wir bekommen die Parteispenden und unsere Nebeneinkünfte-, und ihr dürft weiter in die Sessel furzen".

  • EL
    Ernst Lehmann

    Die geplante Regulierung macht keinen Sinn.

    Ratings müssen jederzeit verändert werden können, auch wenn gerade Reformprogramme beschlossen wurden. Gerade dann weiss man ja erst, ob ambitioniert und glaubwürdig Konsolidierungsmassnahmen angegangen werden oder nur kleine Reförmchen auf den Weg gebracht wurden.

    Es darf nicht sein, dass Ratingagenturen in den Dienst der vermeintlichen Retter gestellt werden, den Ratingagentur sind den Investoren verpflichtet.

    Gerade die Griechenlandkrise zeigt, dass man Griechische Anleihen nicht schnell genug zum Ramschniveau erklären konnte.

    Viel wichtiger als wäre es zu regulieren, dass eine Ratingagentur niemand raten darf, mit dem sie ein wirtschaftliches Verhältnis hat, z.B. Beratungsverträge.

  • FH
    Friedensreich H.

    Wie wäre es denn mit folgendem Vorschlag:

    Bei der FTD werden demnächst ja viele "Experten" freigesetzt. Leute, die zwar für sich Wirtschaftskompetenz in Anspruch genommen haben und auch sonst sehr meinungsstark, sprich vorlaut, aufgetreten sind, aber es - verdammt noch mal - SIEBEN JAHRE nicht geschaft haben auch nur eine Sekunde profitabel zu arbeiten.

    Die sollen sich doch jetzt zusammentun und eine Ratingagentur gründen. Wenn die so weitermachen wie bisher, dann werden Zeitungen wie die taz sicherlich zufrieden mit den Ergebnissen sein.