Kommentar Rapper Muhabbet: Kein Musterknabe
Der türkischstämmige Musiker Muhabbet soll die Ermordung Theo van Goghs gutgeheißen haben! Nein?
B ei einer Preisverleihung für einen Film der TV-Journalistin Esther Schapira über den Mord am niederländischen Filmregisseur Theo van Gogh soll Muhabbet zu ihr gesagt haben, er hätte den Getöteten zunächst vor der Tat noch obendrein gefoltert - in öffentlichen Bekundungen hat der Rapper mit dem bürgerlichen Namen Murat Ersen diese Anschuldigung damit abgewehrt, nur die Stimmen von Menschen aus seinem Umfeld wiedergegeben zu haben.
Jan Feddersen (50) ist Autor und Redakteur. Besonders für die Ressorts taz.mag und tazzwei
Muhabbet gilt, wie auch Bushido, in diversen sogenannten Integrationsprojekten als besonders glaubwürdiger Botschafter. Muhabbet war neulich eingeladen, mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier zu rappen -was den Rapper als quasikuscheligen Mann zeichnete. Seine Texte aber geben einen Eindruck, der diesem Bild zuwiderläuft.
In seinem Song "Im Westen" beispielsweise, bis vor kurzem auf YouTube zu hören, heißt es über Köln: "Hier gibt es hunderttausend und noch mehr Opfer/Fickfressen, Faggots (amerikanisch abfälliger Ausdruck für: Homosexuelle), Bitches schwuchteln euren Kopf leer", und: "Da fliegen die Fotzen in Fetzen."
Möglicherweise wollen oder können diese Texte als postdadaistische Schnipsel bekennender Sinnlosigkeit als solcher gelesen werden - wenn es nicht die fatale Beobachtung gäbe, dass das Gros von Attacken gegen Schwule auf das Konto von muslimisch geprägten Jungerwachsenen und Jugendlichen geht. Und diesen, so Bastian Finke vom schwulen Antigewaltprojekt Maneo in Berlin, sind die Texte von Muhabbet Ansporn und Bestätigung von infamen Weltsichten in einem.
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