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Kommentar Räumung der Protest-CampsOccupy geht weiter

Dorothea Hahn
Kommentar von Dorothea Hahn

Die Occupy-Bewegung hat mit ihren Fragen längst überfällige Dogmen hinweggefegt. Die Besetzer gehören nicht vor Gericht gestellt, ihnen gebührt Dank und Lob.

D as ist sicher: Die US-BesetzerInnen haben Historisches geleistet. In weniger als zwei Monaten haben sie den bleiernen Deckel gelüftet, der auf den zentralen Debatten der USA lag. Und dabei Dogmen über Bord gefegt, die alternativlos schienen.

Occupy hat Fragen gestellt, die längst überfällig waren - aber angesichts der Meinungshoheit rechter PolitikerInnen mit finanzstarken UnterstützerInnen untergingen. Die BesetzerInnen haben die extreme soziale Ungleichheit an den Pranger gestellt, den Einfluss großer Konzerne zum Thema gemacht.

Sie wollen Kriege beenden und die Umwelt retten. Und: Sie betrachten den Rest der Welt dabei als gleichberechtigte Partner.

Es ist die Summe dieser Punkte, die Occupy von früheren sozialen Bewegungen in den USA unterscheidet. Diese Bewegung meint das große Ganze. Sie sucht bei der Machtkonzentration an Wall Street und in den großen Konzernen nach der gemeinsamen Wurzel verschiedener Übel.

Bild: Manfred Bartsch
DOROTHEA HAHN

ist USA-Korrespondentin der taz in Washington.

Dabei erwies es sich als Stärke, dass Occupy nicht aus den Minderheiten kam, sondern viele Schichten der US-Gesellschaft repräsentiert.

Gemeinsam ist den BesetzerInnen, dass die meisten zur Zeit des Mauerfalls zur Welt gekommen sind. Dass sie in einem Regime mit ultraliberaler Wirtschaftsdoktrin und daraus resultierenden Kriegen aufgewachsen sind. Und dass sie zuletzt an einen Präsidentschaftskandidaten geglaubt haben, der Veränderung versprach.

Als die nicht kam, haben die BesetzerInnen die Sache selbst in die Hand genommen. Haben die Tradition des gewaltfreien Widerstands genutzt und sich mit Fantasie und Witz und an jene Stelle begeben, an denen zuvor fähnchenschwingende, weiße, ältere Mittelschichtsangehörige die Themen diktierten. Dafür verdient Occupy Lob und Dank.

Die BesetzerInnen gehören nicht in die Hände von Polizisten, nicht in Handschellen und schon gar nicht in die Angeklagtenbänke vor Gericht. Sie sind Hoffnungsträger für ein ganzes Land.

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Dorothea Hahn
Korrespondentin
Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.
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4 Kommentare

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  • D
    Dodo

    @fritz: warum so pessimistisch?

    Meiner Meinung nach geht es mit "occupy" erst richtig los? Wir alle sollten uns stark machen gegen die herrschenden Systeme! Jeden Tag ein bischen mehr ziviler Ungehorsam - mehr Mut tut jedem gut.

  • B
    Bernd

    Auch dieser Artikel zum Thema bleibt mal wieder offen, was es eigentlich ist, das Occupy erreichen möchte. Und das ist auch kein Wunder. Das wissen die nämlich selber nicht.

     

    Und wenn das so bleibt, wird FRITZ auch rect behalten.

    In einem Jahr erinert sich kein Schwein mehr daran.

    Und das haben sie dann auch nicht anders verdient.

  • H
    Hans

    @ FRITZ

     

    Das Bedeutendste ist, was Frau Hahn auch herausstellt, dass die Leute durch die Occupy-Bewegung (und andere soziale Bewegungen) zum Denken angeregt wurden.

     

    Ob und wie die Menschen sich engagieren bleibt abzuwarten, doch selbst wenn die Occupy-Bewegung irgendwann verblasst...die Ungerechtigkeit und soziale Ungleichheit wird wachsen und somit auch der Unmut. Mir ist lieber, dass dies eine soziale/demokratische Bewegung tut, als eine andere...

  • F
    FRITZ

    Occupy ist irrelevant. In einem Jahr erinnert sich kein Schwein mehr an Occupy. Die Debatten werden woanders und von anderen geführt.

     

    You've heard it here first.