Kommentar Pakistan: Sinnloses Draufhauen im Grenzgebiet

Wenn Obama Präsident wird, will er die Strategie in Pakistan verschärfen. Falsch: Es gibt gar keine Strategie.

Nichts ist in Pakistan derzeit unbeliebter als die vermeintliche Schützenhilfe aus Washington im "Krieg gegen den Terror". Daran wird auch ein neuer US-Präsident nichts ändern: schon gar nicht wenn er, wie Obama im Wahlkampf angekündigt hat, die Strategie seines Vorgängers George W. Bush sogar noch verschärfen will.

Denn: es gibt keine Strategie. Es sei denn man, wollte sinnloses Draufhauen in den Rang einer Strategie erheben. Bevor es weitere Bombenangriffe auf pakistanischem Boden startet, sollte sich Washington deshalb die Fragen stellen: Glauben die USA ernsthaft, dadurch Taliban und al-Qaida besiegen zu können? Oder sind sieben Jahre erfolgloser Bombardements in Afghanistan nicht Anlass genug, über neue Wege nachzudenken? Möchten die USA etwa auch Pakistan besetzen? Denn wer soll das Land lenken, wenn Washington die demokratisch gewählte Regierung Zardari als Lakaien Amerikas desavouiert, wie das beim gestürzten Militärherrscher Pervez Musharraf der Fall war.

Die USA müssen erkennen, dass die Atommacht Pakistan noch weniger als Afghanistan als Schachbrett im "Great Game", dem Spiel um geopolitischen Einfluss in Zentralasien, taugt. Wer Pakistan stabilisieren will, muss dafür sorgen, dass die demokratisch gewählte Regierung an Glaubwürdigkeit gewinnt. Das lässt sich nicht dadurch erreichen, dass man den ohnehin schon schwachen Präsidenten vorführt. Sondern nur durch rasche finanzielle Unterstützung in der schweren Wirtschaftskrise, die das Land jetzt durchmacht. Und langfristige Entwicklungshilfe, die nicht wie bisher in den Taschen des Militärs verschwindet.

Pakistans Islamismus beruht - vor allem in den Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan - auf einem Mangel an Schulen und Bildungseinrichtungen. Aus Mangel an Alternativen schicken Eltern ihre Kinder auf Religionsschulen, die sie zu potenziellen Selbstmordattentätern ausbilden. Man muss Präsident Zardari dabei helfen, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern, um das Vertrauen in die Regierung wiederherzustellen. Ein gescheiterter Staat in Pakistan wäre nicht nur eine Bedrohung für die Region. Sondern für die ganze Welt. BRITTA PETERSEN

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