piwik no script img

Kommentar PakistanPolitik unter der Tarnkappe

Sven Hansen
Kommentar von Sven Hansen

Das Verhältnis zwischen den USA und Pakistan ist seit Langem gestört. Die Angst der USA vor einer chinesisch-pakistanischen Kooperation kommt der Regierung in Islamabad sehr gelegen.

H at Pakistan China den Zugang zu dem Hubschrauber gewährt, der bei dem Angriff auf bin Ladens Versteck in Abbottabad abstürzte? Dessen geheime "Tarnkappen"-Technologie erlaubt es, unerkannt das gegnerische Radar zu überwinden, wie dies US-Spezialkräften bei ihrer Mission am 2. Mai gelang.

Schwer zu sagen, was an dem Vorwurf dran ist. Denn die Berichte der US-Zeitungen, die sich auf ungenannte US-Geheimdienstkreise beziehen, lassen sich kaum überprüfen. Auch die Ränkeschmiede in Washington und Islamabad unterlaufen das Radar der Öffentlichkeit.

Bestes Beispiel für diese schmutzige Tarnkappenpolitik ist der Umgang mit den US-Drohnenangriffen im pakistanischem Grenzgebiet zu Afghanistan, die unter Obama enorm zugenommen haben. Offiziell legt Islamabad gegen diese Angriffe, die von den USA nie offiziell bestätigt werden, stets Protest ein. Doch letztlich fügt sich Islamabad den USA.

Bild: privat
SVEN HANSEN

ist Auslandsredakteur der taz mit Schwerpunkt Asien.

Nach der US-Operation in Abbottabad hatte Islamabad zwar aus Ärger über die fortgesetzte Verletzung seiner Souveränität mit einer Einladung der Chinesen gedroht. Doch jetzt dementieren Peking und Islamabad, dass es dazu kam.

Mit China zu drohen kommt Pakistans Führung gelegen - außenpolitisch, um gegenüber Washington Eigenständigkeit zu demonstrieren, wie auch innenpolitisch, um gegenüber der eigenen Bevölkerung die große Abhängigkeit von US-Geldern zu verschleiern.

Die USA wiederum misstrauen Pakistans Geheimdienst und Militär, weshalb es die Razzia in Abbottabad nicht ankündigte. Dazu passt auch die Art, in der jetzt Vorwürfe ungenannter Stellen in Medien lanciert werden.

So wird Druck gemacht und die Öffentlichkeit beeinflusst. Durch gegenseitige Schuldzuweisungen und Manipulation dürfte sich das bilaterale Verhältnis aber kaum verbessern.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Sven Hansen
Auslandsredakteur (Asien)
Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!