Kommentar Oswald Metzger: Biberach will keinen Höhenflug
Die schwäbische Kreis-CDU stellt nicht Medienmatador Oswald Metzger als Bundestags-Kandidaten auf, sondern Lokalpolitiker Rief. Loyalität statt Medienwert - eine beruhigende Entscheidung.
O swald Metzger kehrt nicht in den Bundestag zurück. So wird im Parlament die rhetorische Präzision fehlen, mit der der frühere Grünen-Politiker in alten Zeiten schwammige Finanzkonzepte sezierte. Aber er wird auch keine Gelegenheit erhalten, sich im Parlament auf Kosten von Sozialhilfeempfängern zu profilieren, wie er es bei seiner Bewerbungsrede in Biberach erneut tat. Aus diesem Grund ist die Stillegung des Oswald Metzger als Berufspolitiker eine gute Nachricht.
Um seine Zukunft muss sich der Mann keine Sorgen machen. Die Dramatik des Parteiwechsels ist verflogen, aber Volksbanken und Mittelständlerklubs werden ihn noch lange für ein paar tausend Euro pro Abend buchen. Er wird weiter Ereignisse produzieren, bald bringt er ein neues Buch heraus und vielleicht lässt sich auch als einfaches Mitglied in der CDU etwas inszenieren. Die Niederlage im Kampf um das Bundestagsmandat hat für Metzger sogar eine gute Seite: Ein Berufspolitiker darf nicht für alles ein Honorar verlangen, einem reinen Wanderprediger nimmt das niemand übel. Er hat dies einkalkuliert, sonst hätte er sich andernorts ein sicheres Ticket ins Parlament versprechen lassen.
Dass die CDU lieber den Kreisvorsitzenden Josef Rief aufstellt, sagt auch etwas über die Partei. Man kann sich Metzger als Medizinmann vorstellen und Rief als Unterhäuptling. Der eine fasziniert das Publikum, beherrscht die Medienmeute, konferiert mit Gelehrten und bekämpft böse Geister, die in seinen Reden Roth und Lafontaine heißen. Dagegen ist der Unterhäuptling schwerfällig und begrenzt. Er verdient sein Geld mit Holz und Schweinen. Hätte es eine Ted-Umfrage gegeben und keine Abstimmung von knapp 1000 Christdemokraten, Metzger wäre der Sieger gewesen. Aber auch wenn die Bedeutung von Inszenierungkunst in der Politik zunimmt, funktionieren Parteimitglieder immer noch anders. Sie entscheiden aus alten Loyalitäten heraus, suchen das Zuverlässige und Berechenbare. Zumindest in Biberach entscheiden sie sich noch gegen Markt- und Medienwert. Das ist beruhigend.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten