Daß das Recht auf die Homoehe (in Kalifornien und einigen anderen Bundesstaaten) durch ein homophobes Referendum den Schwulen und Lesben einfach "abgesprochen" werden KANN, ist empörend genug! Stellt Euch vor, wir hätten 1967 und die ersten gesetzlich erlaubten heterosexuellen "Mischehen" würden nachträglich durch ein rassistisch motiviertes "Referendum" verboten.
Genau das geschieht jetzt, nur gilt der Haß einer anderen Volksgruppe! Das jetzige Szenario weist auf einen erheblichen Mangel an Fairness und Demokratieverständnis seitens vieler Heterosexuellen hin, und macht wieder mal bewußt, daß die Institution der Heterosexualität eine sozio-politische Ausschlußkategorie (und keine bloße "sexuelle Orientierung") ist und die Rechte Homosexueller durch machterhaltungsgeile Heterosexuelle jederzeit entzogen werden können.
Darum scheiße ich seit langem auf die (äußerst fragile) "Toleranz" Heterosexueller und fordere gleiches Recht in ALLEN Lebensbereichen für Lesbischwule jetzt! Interessantes zum Thema Heterosexismus erfährt man in Andreas Specks "Gefangen im Netz kollektiver Identitäten? -- Von der Wirkungsmacht kollektiver Identitäten und den Unzulänglichkeiten einer Identitätspolitik": "Vielleicht ist es kein Zufall, daß es gerade weiße, westeuropäisch/nordamerikanische, heterosexuelle, der Mittelklasse angehörende Männer sind, die sich ihrer Identität nicht bewußt sind: sie sind es, die die "Norm" repräsentieren, gegen die alle und alles gemessen wird. Kollektive Identitäten sind häufig Definitionen des "Anderen", des von der Norm abweichenden und damit "Minderwertigen". Diese Zuschreibungen des "Anderen" sind aber gleichzeitig notwendig für die Definition der "Norm", die häufig als "Natürlichkeit" daherkommt.
Eine dieser "Normalitätskonstruktionen" ist Heterosexualität. Hier wird "etwas als Normalität ausgewiesen, was eigentlich eine Setzung, eine gesellschaftliche Konstruktion ist, die zum Machterhalt und zur Herrschaftssicherung dient." Möglich wurde diese Normalitätskonstruktion gar nicht so sehr durch die eigenständige Definition der Heterosexualität, sondern durch die Erfingung des "Anderen", des "Nicht- Heterosexuellen": des Homosexuellen. Die Abgrenzung, der Ausschluß von der Norm, führt dabei zu einer Identitätskonstruktion, der Beschreibung einer kollektiven Identität der Homosexuellen. Nicht bewußt wird dabei, daß die Normalität, obwohl sie die sozial dominante Form ist, in einer Art Abhängigkeit zu dem steht, was ausgeschlossen ist - hetero braucht homo. "Nur durch die Marginalisierung von einigen kann die zweigeschlechtliche heterosexuelle Ordnung sich selbst bestätigen."
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