Kommentar Obama-Sieg: Ein Mann für alle Wähler

Obama versprach nicht das Blaue vom Himmel, sondern die Probleme des Landes pragmatisch zu lösen. Das genau ist der Auftrag seiner Wähler.

Säßen die verschiedenen Wähler Barack Obamas gemeinsam an einem Kneipentisch, sie hätten sich wohl kaum viel zu sagen. Dennoch haben sie alle - die enthusiastischen Neuwählenden, die Progressiven und die enttäuschten Republikaner - gemeinsam einem Kandidaten ihre Stimme gegeben, der bei seiner Siegesrede betonte, er werde nicht vergessen, um wen es ihm während seiner Regentschaft gehen wird: nämlich um sie, seine Anhänger.

Nun wird bereits spekuliert, welche Strömung seiner Basis Obama als erste enttäuschen wird. Die Antwort lautet zunächst: Keine. Denn niemand kann für sich in Anspruch nehmen, Obama sei der Mann speziell seiner politischen Gruppierung. Er ist nämlich nicht der Kandidat einer neu entstandenen Bewegung - im Gegenteil: Obama als Kandidat hat sich dank einer Graswurzelstrategie selbst eine Bewegung geschaffen. US-Amerikaner verschiedenster politischer Schattierungen ließen sich von einem Politiker ansprechen, der an ihre Tür klopfte und eben nicht versprach, das Land zu revolutionieren, sondern es zu reparieren.

Ob Obama die Kräfte, die er selbst anstachelte und mobilisierte, in Zukunft lenken kann? Auch dagegen spricht wenig. Denn die Botschaft, mit der ein völlig unbekannter Kandidat auf dem Parteitag der Demokraten 2004 hervortrat, lautete schlicht: Es gibt kein rotes republikanisches Amerika, es gibt kein blaues demokratisches Amerika - es gibt nur die Vereinigten Staaten von Amerika. Das ist bis heute Obamas Botschaft, und dafür haben ihn die Schwarzen, die Latinos, die jungen Frauen und die Unzufriedenen gewählt. Obama versprach nicht die Homoehe, nicht das Ende der Exekutionen oder eine Exitstrategie für die Kriegseinsätze. Wohl aber versprach er, die Probleme des Landes pragmatisch zu lösen. Das genau ist der Auftrag seiner Wähler.

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