Kommentar OAS: Ein überfälliger Schritt
Endlich hat die Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) den Ausschluss Kubas aus dem Jahr 1962 aufgehoben und damit ein Relikt des Kalten Krieges beseitigt.
Endlich hat die Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) den Ausschluss Kubas aus dem Jahr 1962 aufgehoben und damit ein Relikt des Kalten Krieges beseitigt. Es ist ein Sieg des gesunden Menschenverstands und ein überfälliger, wenn auch symbolischer Schritt. Denn die Castro-Brüder wollen gar nicht in den Schoß des Staatenbundes zurück.
Die OAS bezeichnen die beiden polemisch - aber nicht ohne Grund - als "Kolonialministerium der Yankees" mit einer "düsteren Geschichte voller Selbstaufgaben" der lateinamerikanischen Länder. Ähnlich sehen das die Partnerstaaten des von Venezuela gestarteten Handels- und Sozialbündnisses Alba, der "Bolivarianischen Alternative für die Amerikas".
Dass die USA buchstäblich in letzter Minute einlenkten, ist in erster Linie dem Druck der südamerikanischen Mitte-links-Regierungen zuzuschreiben. Brasilien will seine regionale Führungsrolle stärken und arbeitet gezielt auf einen Zusammenschluss aller lateinamerikanischen und karibischen Länder hin - ohne USA und Kanada. Ende 2008 hatte Präsident Lula bereits zum Gipfel geladen. Doch die Integration ohne Bevormundung aus Washington braucht Zeit.
Der Regierung Obama musste schließlich in den sauren Apfel beißen, schon um die OAS nicht noch weiter zu schwächen. Bezeichnenderweise war Außenministerin Hillary Clinton zu diesem Zeitpunkt bereits abgereist. Selbstbewusste Diplomatie sieht anders aus. Deshalb ist wohl auch nicht so bald mit der Aufhebung des ebenso anachronistischen Kuba-Embargos zu rechnen. Wenn es um die rote Insel geht, zählen in den USA innenpolitische Rücksichtnahmen und Ideologie immer noch mehr als der gesunde Menschenverstand. Immerhin: Die seit Jahrzehnten verhärteten Fronten sind in Bewegung - wegen Obama, aber vor allem wegen Lateinamerikas neuem Selbstbewusstsein.
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