Kommentar Nahost: Überraschend gute Neuigkeiten

In der Libanon-Krise zeichnet sich ein Ende ab, Israel und Syrien treffen sich: Die Dynamik der ständigen Eskalation scheint plötzlich gebrochen. Ein selten guter Tag, von dem die Region viele vertragen könnte.

Der Nahe Osten ist wohl die krisensicherste Region der Welt - die nächste Krise ist immer sicher. Mal knallt es zwischen einer von den USA unterstützten Regierung und einer vom Iran und Syrien gesponserten Oppositionsbewegung im Libanon. Dann fliegen wieder Hamas-Raketen in Richtung Israel, während die israelische Armee im Gazastreifen eine ganze Familie auslöscht. Positives gibt es von hier selten zu berichten.

Umso erstaunlicher, wenn an einem einzigen Tag plötzlich im Stundentakt gute Nachrichten eintreffen. Nach einem viertägigen Gesprächsmarathon in Katar schließen die beiden rivalisierenden politischen Bewegungen im Libanon tatsächlich ein Abkommen. Mehr als 18 Monate politischer Krise, oftmals am Rande eines Bürgerkrieges, finden mit einem klugen Kompromiss der Konfliktparteien hoffentlich ein Ende. Damit schließen indirekt auch die USA und der Iran an der libanesischen Front einen Burgfrieden. Ein Beispiel, das vielleicht auch im Irak Schule machen könnte.

Kurz darauf verlautet aus Kreisen einer Hamas-Delegation in Kairo, die mit ägyptischer Vermittlung einen Waffenstillstand mit Israel aushandeln soll, dass die Hamas der Freilassung des von ihr gefangen genommenen israelischen Soldaten Gilad Schalit als Bedingung für einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas zustimmen könnte. Ein entscheidender Schritt nicht zur Lösung der Krise rund um den Gazastreifen, aber doch zur Beruhigung der Lage.

Und dann verkünden kurz darauf Israel und Syrien, dass sie mit Hilfe türkischer Vermittlung indirekte Friedensgespräche in Ankara führen wollen. Worüber seit Wochen spekuliert wurde, ist nun amtlich bestätigt. Tatsächlich ist das der einfachste zu lösende Teil des Nahostkonfliktes: Rückgabe der Golanhöhen für Frieden. Noch ist es nicht so weit. Aber die Dynamik der ständigen Eskalation hat sich über Nacht geändert. Wie gesagt: Es war ein selten guter Tag. Einer von solchen, von denen diese von Krisen zerrüttete Region noch viele vertragen könnte. KARIM EL-GAWHARY

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