Kommentar NRW: Wer Rüttgers retten kann
Für NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers fing schon der Wahlkampf schlecht an. Und dann hangelte er sich von einer Affäre zur nächsten.
W er hätte gedacht, dass der Urnengang am Sonntag so spannend werden könnte? Dass Schwarz-Gelb an Rhein und Ruhr weiterregieren würde, schien noch Anfang des Jahres fest ausgemacht. Das ist es nicht mehr. Der Wahlkampf fing für Jürgen Rüttgers schlecht an und ging noch schlechter weiter. Der CDU-Ministerpräsident hangelte sich von einer Affäre zur nächsten. Bis zum Schluss hat er die Destruktionskräfte in den eigenen Reihen nicht in den Griff bekommen. Hinzu kam noch die schlechte Performance der Berliner Koalition. Jetzt heißt es zittern.
Die wiedergewonnene Stärke der Sozialdemokraten resultiert vor allem aus der Schwäche der CDU. Hannelore Kraft hat im Wahlkampf zwar an Statur gewonnen, doch ihre inhaltlichen Alternativen sind dünn. Die NRW-SPD hat sich in der Opposition weit weniger erneuert, als sie den Anschein erwecken will. Ein Politikwechsel ist von ihr nicht zu erwarten.
Zudem wäre es ein grober Fehler, Rüttgers schon abzuschreiben. Immer noch stehen seine Chancen besser als die Aussichten seiner Herausforderin, ihn zu beerben. Schwarz-Grün, Schwarz-Rot, Schwarz-Gelb - alles ist möglich.Die Meinungsforscher sind sich jedenfalls bemerkenswert uneinig.
Offenkundig spielt bei der Gewichtung der Rohdaten die jeweilige politische Präferenz eine nicht gerade unerhebliche Rolle. Nur eins wissen alle: Falls die Linkspartei den Sprung in den Landtag schafft, reicht es auf jeden Fall nicht mehr für die derzeitige Regierungskoalition.
Pascal Beucker ist NRW-Korrespondent der taz.
Eine Stimme für die Linkspartei sei eine Stimme für Rüttgers, propagieren gleichwohl im Duett Kraft und die grüne Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann. Das ist versuchte Wählertäuschung. Denn schafft die Linkspartei den Einzug ins Parlament, liegt es nur an ihnen, ob Rüttgers gehen muss. Sie haben die Wahl.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Neue israelische Angriffe auf Damaskus