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Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Nach seiner dramatischen Niederlage in NRW wird Norbert Röttgen der durchsetzungsschwächste Minister in Merkels Kabinett sein. Schlechte Aussichten für die Umweltpolitik.

Abtransport von Altlasten. Bild: dpa

U mweltminister waren in der Geschichte des Landes oft starke Persönlichkeiten, die das Amt als Sprungbrett für ihre weitere Karriere nutzten: Klaus Töpfer wurde anschließend Umweltchef der UNO, Angela Merkel Bundeskanzlerin, Jürgen Trittin gefühlter Grünen-Chef und Sigmar Gabriel echter SPD-Chef.

Ähnliche Pläne hatte bisher auch der momentane Amtsinhaber Norbert Röttgen. Mit seiner dramatischen, weitgehend selbst verschuldeten Niederlage im Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen haben sich diese Aussichten erledigt. Doch nicht nur Röttgen selbst hat massiven Schaden genommen. Auch das von ihm wahrgenommene Amt wird unter der Niederlage leiden – mit möglicherweise weitreichenden Folgen.

Schon bisher galt Röttgen nicht als Minister, der die Möglichkeiten seines Ressorts voll genutzt hat. Viele Umweltthemen sind ihm bis heute fremd geblieben. Doch mit der Energiewende gab es zumindest ein Mega-Projekt, das er sich auf die Fahnen geschrieben hat und mit dem er sich profilieren wollte. Und unter dem Eindruck von Fukushima hat er sich damit in der Koalition durchgesetzt und punkten können.

taz
Malte Kreutzfeldt

ist Parlamentsredakteur der taz mit Schwerpunkt Wirtschafts- und Umweltpolitik.

In jüngster Zeit hatte seine Durchsetzungskraft aber bereits nachgelassen. Unter dem Druck des Wirtschaftsflügels seiner eigenen Partei bremste er den Solarausbau so stark ab, dass er neben der Erneuerbaren-Energien-Branche und den Umweltverbänden auch eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Bundesländer gegen sich aufbrachte. Und FDP-Chef Philipp Rösler schaffte es, den Plänen für mehr Energieeffzienz jegliche Zähne zu ziehen. Als Vorreiter für mehr Klimaschutz in Europa ist Deutschland damit endgültig ausgefallen. Es ist zu befürchten, dass diese Schwäche nun dramatisch zunehmen wird.

In der eigenen Partei wie gegenüber dem Koalitionspartner gilt Röttgen nun als „lame duck“, als Wahlverlierer ohne Machtbasis, dessen Forderungen man nicht sonderlich ernst nehmen muss. Die Kohle- und Atomlobbyisten werde ihre Chance wittern, die Energiewende zurückzudrehen, die Wirtschaft wird sich noch dreister als bisher gegen Umweltauflagen zur Wehr setzen.

Noch besteht die Möglichkeit, dass Norbert Röttgen auf diese neue Herausforderung mit verstärktem Engagement für sein Ressort reagiert. Schließlich ist es nun die einzige Plattform, die ihm zur Profilierung geblieben ist. Doch wenn sich bewahrheiten sollte, dass er nach seiner Niederlage auch im Kabinett so geschwächt ist, dass sein Posten als Umweltminister weder ihm selbst noch der Umwelt etwas nützt, dann sollte er damit ebenso konsequent umgehen wie mit dem CDU-Vorsitz in Nordrhein-Westfalen – und auch von diesem Amt zurücktreten.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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6 Kommentare

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  • D
    deviant

    Wer sollte denn auf Röttgen folgen? Auch wenn es kaum schlechter kommen kann, besser wird's in keinem Falle...immerhin reden wir hier von der CDU.

  • W
    Waage

    Guter Artikel!

     

    Röttgen war ein hundeschlechter Wahlkämpfer, das bedeutet aber noch lange nicht, dass er automatisch Anwärter für die goldene Ananas als BMU ist.

     

    Röttgen muss endlich anfangen für die Energiewende auch bei Gegenwind zu fighten und die Speicherproblematik angehen.

    Das er dabei mit dem Rücken zur Wand steht muss dafür kein Nachteil sein, manchmal wächst man in solchen Situationen und die Gegner machen aus Übermut Fehler.

    Das die Solarkürzung im Vermittlungsausschuss fest hängt ist dabei eigentlich schon das erste Desaster für das Bundeswirtschaftsministerium und die Gruppe Barreiß/Pfeiffer/Fuchs und weniger für das Umweltamt.

     

    So muss Muttis Bester das jetzt auch mal verkaufen und wieder in die Offensive kommen!

     

    Jetzt kann der Herr Minister beweisen, dass er wirklich was draufhat oder ob er nur ein karrieresüchtiger Blender ist dem das Thema eigentlich egal ist.

     

    Im zweiten Falle sollte er auch als Umweltminister so schnell wie möglich seinen Platz räumen.

  • T
    tsitra

    Scheint leider zu passen...

     

    "Klimaschutz war gestern,

    können wir(*) mit dem Klimawandel leben"

     

    war der Titel eines hochkarätigen Diskussionsforums vor ca. vier Monaten im SWR2-Rundfunk.

    ((*)Mit "wir" sind die Industrienationen gemeint)

     

    Damit ist wohl gemeint, dass die (sowieso gefühlte) Gleichgültigkeit gegenüber der Tier-und Pflanzenwelt tatsächlich in der Gesellschaft vorhanden ist.

     

    Wie dem auch sei, es scheint jedenfalls eine "abebbende, auslaufende" Bewegung zu sein sich für die Tier-und Pflanzenwelt und für gute Luft- und Wasserqualität ausreichend einzusetzen.

     

    Ich vermute, dass außer dem defizitären (was Friedlichkeit betrifft) menschlichen Charakter auch

    mittlerweile der Einfluss der Medien (z.B. TV-Werbung) so dermaßen stark geworden ist, dass jegliches aufkeimende Mitgefühl oder zumindest Wertschätzung für Tier-und Pflanzenwelt völlig überschwemmt und überdeckt wird von der Gier nach irgendwelchem (vermeintlich)"STYLISCHEN" PLUNDER. Eine sprichwörtliche Gehirnwäsche hinterlässt ein Milionenschar von Personen, die wie ferngesteuert kaum noch an was anders denken können wie

    z.B. "Wie komme ich an dieses tsylische Auto"

    "Wie komme ich an diese stylische Einbauküche"

     

    Dass dadurch die Genozide an der Tier-und Pflanzenwelt

    immer stärker zunehmen, scheint der Einstellung

    "NACH MIR DIE SINTFLUT" nicht weiter abträglich zu sein.

     

    Ich habe mich immer gefreut, wenn ein(e) Mitstreiter(in)

    für die Rechte von Tieren- und Pflanzen anzutreffen war.

    Doch seit "Fukushima" ist "es mir wie Schuppen von den Augen gefallen". (z.B. Thema Stromanbieter ! ? )

    Ich hatte es sehr oft mit Heuchler/innen zu tun und/oder mit kleinmütigen, sehr antriebsschwachen "Umweltfreund/innen" die viel zu sehr den echten oder vermeintlichen Freuden des umweltFEINDlichen Lebens

    frönten.

    Obschon ich oben eigentlich die Antwort gebe, FRAGE ICH MICH WIE es sein kann, dass die JUNGEN Menschen, deren Möglichketen auf ein friedliches und gesundes Leben immer mehr sinkt, SICH DAS ALLES GEFALLEN LASSEN BZW.

    NOCH KRÄFTIG MITMACHEN.

    Wenn schon nicht für Tier-und Pflanzenwelt, so müssten sie doch wenigstens für IHRE EIGENE ZUKUNFT "auf die Barrikaden gehen".

     

    Individualität, Fantasie, Selbstbestimmung, Charisma und

    Verantwortungsgefühl weichen offenbar immer mehr

    einer GLEICHGESCHALTETEN kosumsüchtigen (d.h. KRANKHAFT !) dumpfen MASSE.

     

    Ich dachte und wünschte immer:

    "Da müsste als MÖGLICHKEIT DES MENSCH-SEINS doch mehr drin sein!"

     

    Tja, wohl falsch gedacht und vergeblich gewünscht...

  • T
    Thomas.Ebert

    Leider ein tendenziöser Beitrag! Der Autor sollte mal seinen Schreibtisch verlassen und sich in der deutschen Industrie umsehen. Das Engagenment für Umwelt- und Gesundheitsschutz ist in Deutschland vorbildlich, doch beim Autor klingt das so : "die Wirtschaft wird sich noch dreister als bisher gegen Umweltauflagen zur Wehr setzen". Das ist schlichtweg eine Beleidigung der in der Industrie beschäftigten. Auch der Verweis auf Korrekturen in der Förderung von Wind und Solar kommt absolut populistisch rüber. Hat der Mann denn gar keine Ahnung von den Problemen, die in der Folge der Umstellung der Energieversorgung zu bewältigen sind? Das ungehemmter Subventionismus droht den Wirtschaftsstandort Deutschland zu beschädigen, ist ihm unbekannt?

    Röttgen hat die verdiente Klatsche bekommen, aber das ist auch die einzige richtige Aussage des Artikels.

  • D
    DAMerrick

    Wer schreibt eigentlich solche Artikel? Kommen die Autoren aus Naivhausen, oder was?

     

    Als wenn es am Umweltminiister hängen würde gute Umweltpolitik zu machen.

    Und als wenn der Umweltminister in Person überhaupt je was getan hätte als nur nett zu lächeln und sich um seine Partei kümmern.

     

    Also echt, demnächst heisst es hier noch Deutschlands Kinder verblöden weil die Bildungsministerin abgeschrieben hat.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Wahlverlierer Demokratie: Gegen rot-grün ist ein rot-grüner Röttgen angetreten. Alternative gleich null.

    Wahlgewinner Demokratie: ProNRW (1,5%) und ProDDR (2,5%) gescheitert.