Kommentar NRW-Schulkonsens: Kein Abi für den Pöbel

Der "Schulkonsens" in NRW zementiert die demütigende und einer Demokratie unwürdige Zweiklassenbeschulung. Und das für eine lange, lange Zeit.

Dafür wird Nordrhein-Westfalen also Rot-Grün regiert: damit eine grüne Bildungsministerin eine CDU-Schulreform durchzieht und diese auch noch in der Landesverfassung verankert wird.

Der "Schulkonsens" von SPD, Grünen und CDU zementiert die ungerechte, demütigende und einer Demokratie unwürdige Zweiklassenbeschulung im größten Bundesland für lange, lange Zeit. SPD und Grüne haben, sobald an der Regierung, sichtlich nichts mehr gegen die Privilegierung von Gymnasiasten einzuwenden. Verfassungsändernde Zweidrittelmehrheiten ohne CDU, SPD und Grüne aber sind nicht in Sicht.

Ob die Zweitschule neben dem sakrosankten Gymnasium nun Sekundar-, Ober-, Volks- oder Restschule heißt, ist dabei egal, solange diese Institution ihren Zweck erfüllt: Migranten- und Arbeiterkinder den Weg zum Abitur zu verstellen, damit sie den Beamten- und Akademikerkindern die Studienplätze nicht streitig machen.

Es soll auch nach dem Willen von SPD und Grünen jedes Kind rechtzeitig bescheinigt bekommen, welchen Platz es in der Gesellschaft hat.

Eine verquaste neue Schulform mit pseudogymnasialen Elementen, aber ohne Oberstufe verfestigt dabei nur das System, dessen Essenz lautet: ein "richtiges", wirklich wertvolles Abi gibts nur am Gymnasium. Nein, die angestrebte "Kooperation" zwischen den neuen Sekundarschulen und Gymnasien ändert daran nichts, denn irgendein Nadelöhr in die gymnasiale Oberstufe gab es immer - ebenfalls unabhängig von der Bezeichnung.

Die Grün-Großkoalition für mehr Bildungsungerechtigkeit in NRW zeigt nach dem Schulreformdesaster in Hamburg eine weitere Variante davon, wie grüne Schulpolitik scheitert und sich in ihr zynisches Gegenteil verkehrt.

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Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.

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