piwik no script img

Kommentar NPD in KarlsruheHeftiger Aktionismus

Christian Rath
Kommentar von Christian Rath

Die NPD will von Karlsruhe wissen, ob sie verfassungsfeindlich ist. Wer das populistisch findet, sollte mal in den Spiegel schauen.

A ls „reinen Populismus“ wertete Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) das jüngste Manöver der NPD. Die Partei stellte in Karlsruhe einen Antrag, ihre Verfassungskonformität festzustellen. Aus dem Mund von Schünemann, der ja vor kaum einem Populismus zurückschreckt, ist der Vorwurf aber mehr als scheinheilig.

Schließlich ist doch auch die ganze Debatte um ein NPD-Verbot „reiner Populismus“, um in der Diktion zu bleiben. Die Länder haben Angst vor einem Umbau des Verfassunggschutzes nach dessen Versagen gegen den rechten Terror. Vor allem eine Zentralisierung des Geheimdienstes unter Schwächung oder gar Aufgabe der Landesämter lehnen die Länder ab, obwohl sie naheläge.

Stattdessen entwickeln sie heftigen Aktionismus, um die NPD verbieten zu lassen. So versuchen sie Entschlossenheit zu demonstrieren, auch mit Blick auf die bevorstehenden Landtags- und Bundestags-Wahlen.

Bild: taz
Christian Rath

ist rechtspolitischer Korrespondent der taz.

Der Antrag der NPD zeigt aber schon mal exemplarisch, wie kontrapoduktiv solche Verbotsverfahren sind. Sie erlauben es der betroffenen Partei, sich nun regelmäßig als verfolgte Unschuld darzustellen. Ein Verbotsantrag verschafft ihr ständige Medienpräsenz, die sie sonst nicht hätte. Ständig wird die NPD nun mit solchen Anträgen für Wirbel und Nachrichten sorgen.

Und solange das Verbotsverfahren läuft, wird auch genauer geschaut, was die Partei sonst so treibt. Jede absurde Forderung wird nun danach abgeklopft, ob sie ein Verbot wahrscheinlicher macht oder nur der Tarnung dient.

Am traurigsten ist aber, dass das alles am Ende nicht einmal etwas bringt, da die NPD ohnehin nicht verboten wird. Der Europäische Gerichtshofs für Menschenrechte hat die Hürden für ein Parteiverbot sehr hoch gelegt und fordert eine unmittelbare Gefahr für die Demokratie. Ein Bedürfnis von Landespolitikern, sich als Kämpfer gegen rechte Gewalt zu stilisieren, dürfte dafür nicht genügen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Christian Rath
Rechtspolitischer Korrespondent
Geboren 1965, Studium in Berlin und Freiburg, promovierter Jurist, Mitglied der Justizpressekonferenz Karlsruhe seit 1996 (zZt Vorstandsmitglied), Veröffentlichung: „Der Schiedsrichterstaat. Die Macht des Bundesverfassungsgerichts“ (2013).
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • H
    Horst

    Hallo Helga, was soll man sonst in dieser Angelegenheit schreiben. Ein Verbot wird es aus verschiedenen Gründen nicht geben. Es würde sich auch erübrigen, wenn die Politik in diesem Lande eine andere wäre. Solange Menschen keine oder nur schlecht bezahlte Arbeit finden, solange in diesem Land das maßlose Verschwenden von öffentlichen Mitteln stattfindet werden Rechte, egal wie sie sich organsieren, Zulauf und/oder Gehör finden.

    Die Inkompetenz eines Teiles derer, die in diesem Land Verantwortung tragen und die offenbar gewollte Verblödung der hier Lebenden, sowie die Abkehr von Anstand und Moral sind die Ursachen, dass sich immer mehr Menschen von den "Guten" abwenden und "Hilfe von den "Rechten" erhoffen.

  • H
    Helga

    Mal wieder einer der typischen, völlig kenntnislosen und ungelenk geschriebenen Beiträge des sympathischen Christian Rath. Der Mann hat keine Ahnung, ist zynisch und langweilig im Schreibstil, aber er hat Humor - einen so oberflächlichen Artikel zum NPD-Antrag muss man echt erst einmal geschrieben kriegen! Substanz ist Null, aber da das auch ungefähr der Auflage der taz entspricht, macht das ja nichts.

     

    Im Vergleich zur taz ist "aldi informiert" echt ein Wissenschaftsmagazin - und die FR eine Gelddruckmaschine. Aber Satire - das können die Jungs bei der taz echt gut!