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Kommentar Mitt RomneyMitt der Schreckliche

Dorothea Hahn
Kommentar von Dorothea Hahn

Romney verriet in seiner Antrittsrede zum Wahlkampf viel über die Feinde, aber nichts über die Freunde der USA. Ein Konzept für internationale Politik ist das nicht.

Z wei Sätze aus der Rede von Mitt Romney bei seiner Krönungsmesse in Tampa müssen weltweit aufschrecken: „Präsident Obama hat versprochen, den Anstieg des Meeresspiegels zu verlangsamen und den Planeten zu heilen. Ich verspreche, euch und euren Familien zu helfen.“

Der republikanische Präsidentschaftskandidat versucht, witzig zu sein. Und er will seine Basis verführen. Doch was hinter diesen Worten steckt, ist blanker Hohn. Romney bestreitet, dass die Klimaerwärmung menschengemacht ist. In seiner Rede steckt die unverhohlene Botschaft, dass die USA im Falle seiner Wahl zum Präsidenten noch mehr Öl, Gas und Kohle verbrennen, die Industrie noch unkontrollierter gewähren lassen und sich noch zögerlicher an internationalen Bemühungen zum Stopp der Klimakatastrophe beteiligen werden.

Der potenzielle künftige Oberbefehlshaber der Supermacht USA äußert sich zudem nicht konkret dazu, wie er seine Versprechen – 12 Millionen neue Arbeitsplätze und Schuldenabbau – in den USA umsetzen will. Auch in internationalen Fragen glänzt er durch Schweigen – unterbrochen von ein paar gefährlichen populistischen Schlenkern: Romney will mit Putin Tacheles reden.

Bild: taz
Dorothea Hahn

ist US-Korrespondentin der taz.

Romney lässt sein Publikum rufen, dass die USA nicht bei China verschuldet sein wollen. Und Romney kritisiert Obama dafür, dass er versucht, das Atomwaffenproblem mit dem Iran auf dem Verhandlungswege zu lösen. Kein Wort über die FreundInnen und NachbarInnen der USA: Nichts über Kanada und Lateinamerika. Nichts über Europa. Und nichts über Afrika.

Das mag die republikanische Vision dessen sein, was Romney das „größte Land der Geschichte“ nennt. Aber es ist kein Konzept für internationale Politik.

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Dorothea Hahn
Korrespondentin
Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.
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4 Kommentare

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  • N
    noevil

    Wenn die amerikanischen Bürger offenbar großteils nicht in der Lage sind, Fakten von Märchen und Lügen zu unterscheiden, ihre Kandidaten nicht messen können an dem, was sie getan oder verursacht haben. Könnte das nicht an den Medien und den von ihnen je nach "sponsoring" heftig beklatschten Favoriten liegen?

     

    Wenn die vielen Millionen sozial vernachlässigter Bürger einen "Sozialstaat" nicht von einem "sozialistischen Staat" unterscheiden können und nicht wissen, wem Obamas Gesundheitsreform nützt - wer hat sie dann nicht ausreichend oder gar vorsätzlich falsch informiert?

     

    Wenn diese Menschen sich - ohne zu zweifeln oder wenigstens kurz zu stutzen - daran festklammern, dass eine Partei, die in der Vergangenheit ihre Steuern derart bedenkenlos in andere (ohnehin gefüllte) Taschen fließen ließ und von unten nach oben umverteilte wie in der Aera Bush, nun im Regierungsfall ausgerechnet ihnen künftig diese Vorteile zukommen lassen will.

     

    Wenn sie zudem nicht einmal wissen, wer die enormen Staatsdefizite angehäuft und die fatale Schuldenkrise 2008 zu verantworten hat - dann sind sie entweder unheilbar gutgläubig, gläubig oder - falsch informiert (oder alles zusammen).

     

    Wenn sich ihr Wissensstand auf derart wackeligen Beinen befindet, dann braucht man sich nicht über Fanatiker zu wundern.

     

    Mir erschließt sich nur nicht, warum Obama sich nun nicht kämpferischer zeigt und mit Fakten lauter als bisher in die Informationsoffensive geht. Er hat sich m.E. viel zu lange viel zu wenig gewehrt: Fakten gegen Lügen und Verleumdungen. Zeit zum Stoffsammeln hatte er ja nun genug.

  • L
    Lobo

    Dem amerikanischen Volk kann man jeden Dreck erzählen! Es ist ja sooo kultiviert. Die Blindgänger hier, die dem Schwachsinn in den Talkshows applaudieren, sind es nicht minder.Romney wird der neue Bush!? Was sagt er noch: Ich werde Amerika so stark machen, dass keiner wagt es anzugreifen!?- Sind es nicht stets die Amerikaner gewesen, die anderen Ländern ihre "Doktrin" aufgezwungen haben, auch mit Waffengewalt ja sogar Krieg. Außer an dem ominösen 11. Sept. sind die Amis doch noch nie angegriffen worden. Ein Spinner ohnegleichen, dieser Romney. Und der von mir bisher geschätzte "Texaner" C. Eastwood, scheint nur in Western für das Gute zu sein.In Amerika- wie hier- werden die Politiker anscheinend nur an ihren Versprechen gemessen.

    Wie Schröder versus Kohl: Wir werden es besser machen!? Dass die alle noch in den Spiegel schauen können, liegt vielleicht daran, das auch Mist seine Anrainer hat.Bei vielen Idioten die einem Idioten applaudieren, merkt selbst der Idiot nicht mehr, dass er einer ist.

  • V
    vic

    Es ist doch so, dass die USA nunmal mehr Feinde als Freunde haben.

    Das haben sie sich selbst zuzuschreiben, und ein Präsident Romney wird die Anzahl der Feinde noch vermehren.

  • T
    Thorben

    Die Klimaerwärmung ist auch nicht menschengemacht.