Kommentar Microsoft und Yahoo: Kampf um das Monopol im Netz
Googles Wachstum zwingt Microsoft und Yahoo zur Reaktion. Eine Fusion wäre nur logisch. Meiden sollte man alle Drei.
A ls Steve Jobs 1983 seinen Macintosh-Computer vorstellte, hieß der große Feind noch "Big Blue", besser bekannt als IBM. Damals warnte Jobs vor IBM und seinen damals benutzerfeindlichen Maschinen, mit denen sich die Welt wie George Orwells Vision von "1984" anfühlen würde. Über IBM redet heute niemand mehr. Aber in deren Schlepptau stieg eine andere Firma auf: Microsoft - der inzwischen bestgehasste Konzern der Welt. Nun will Microsoft den Internetkonzern Yahoo für 45 Milliarden Dollar übernehmen, die Hälfte in bar. Vor einem Jahr noch lehnte Yahoo ab, doch jetzt steckt die Firma in Schwierigkeiten - und wird sich das Angebot genau überlegen. In den einschlägigen Internetforen fluchen Yahoo-Kunden bereits, weil sie auf keinen Fall etwas mit Microsoft zu tun haben wollen.
Die Fusion von Microsoft und Yahoo wäre eine erzwungene Hochzeit. Aber der Nötiger ist nicht der böse Microsoft-Konzern - es ist Google. Google ist dabei, alle anderen großen IT-Konzerne im Internet an den Rand zu drängen. Das merkt auch Microsoft schmerzlich, seitdem Google eine eigene komplette Office-Software zur Online-Verwendung anbietet - "Google Docs". Im Browser kann dort jeder Texte oder Präsentationen gestalten. Microsoft will es dagegen einfach nicht gelingen, im Internet schwarze Zahlen zu schreiben.
Das Erstaunliche ist: Anders als damals IBM oder heute Microsoft hat Google überhaupt kein Imageproblem. Doch anders als die beiden sammelt Google Daten über seine Nutzer in einem Maße, dass man sich wirklich an Orwells "Big Brother" erinnert fühlt. Auf Googles Servernetz lagern Milliarden von E-Mails, Texten und anderen Dokumenten. Demnächst will Google eine Onlinefestplatte anbieten. Das tun andere zwar auch. Aber kaum einer wertet das so systematisch aus, um personenbezogene Werbung zu platzieren. Selbst einfache Suchanfragen werden bei Google für 18 Monate gespeichert.
Yahoo ist die einzige Firma, die beim Werbegeschäft halbwegs mithalten kann. Es hat also etwas für sich, wenn Microsoft und Yahoo gemeinsam versuchen, Google Paroli zu bieten. Von einem Google-Monopol im Internet hat keiner was. Noch besser aber wäre es, wenn die Kunden gleich alle drei Firmen meiden würden: dass endlich Vielfalt herrsche in der Computersphäre.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!